Etymologische Überlegungen zum Klosterort Wechterswinkel
Ordensgeschichte 2017-07-05
Der Beitrag als PDF: Sandra Maria Gelbe, Etymologische Überlegungen zum Klosterort Wechterswinkel.
Zur Toponomastik Wechterswinkels – heute ein Ortseil der Gemeinde Bastheim in der Rhön, einst eines der frühesten Zisterzienserinnenklöster im deutschsprachigen Raum – gibt es bisher kaum Literatur. Am umfangreichsten ist die Veröffentlichung Wilhelm Bierschneiders von 2003. [1] Schon das Spektrum der Gattungen der übrigen Titel zeigt den zu erwartenden Informationsgewinn an: eine Fußnote 1899 [2], eine Sage 1901 [3] , eine Briefpublikation 1927/1998 [4] , zwei etymologisch bewertete Namensformen im „Historischen Atlas von Bayern“ 1982 [5], ein Abschnitt in einem Heimatbuch 1989 [6], ein Artikel mit etymologischer Einleitung 2004 und eine kurze Einführung in die frühe Ortsgeschichte in einem Urkundenbuch 2015 vom selben Autor. [7] Im Hinblick auf die Etymologie spielten Originalquellen dabei zumeist eine untergeordnete Rolle. Hier eine Zusammenfassung:
Eine 1901 verschriftete mündliche Tradition deutete die beiden im Ortsnamen verbundenen Nomina als Wächter und Winkel. [8] Michael Wieland (1899) stützte sein Konzept auf siedlungsgeographische Gegebenheiten seiner Epoche (z.B. Abgelegenheit), nahm als Ursprungsversion Westerwinkel an und benannte einen Ruhewinkel [9] als Bedeutungsgehalt des Kompositums. Der Briefschreiber Reinhart von 1927 lieferte weitere Schreibvarianten aus gedruckten Quellen. Er argumentierte mit sprachgeschichtlichen Aspekten, widerlegte Wielands Vorschlag aus grammatikalischem Grund und postulierte eine Ableitung von ahd. wahta, woraus er dann als erster die These von einem Eigennamen Waht-hari entwickelte. Mit dem von ihm alternativ angeführten Wort wahtâri, tat er sich schwer. [10] Ähnlich positionierte sich Heinrich Wagner, der insgesamt fünf Varianten eines altdeutschen Personennamens bietet: Wahtheri [11], Wat/heri [12], Wahdheri [13] , Wad/hari, Waht/hari [14]. Wilhelm Bierschneider lässt sowohl eine Ableitung vom Nomen wahta als auch von einem Personennamen Wahtheri gelten. [15]
Ausgehend von den Originalurkunden gibt der folgende Beitrag die Namensdokumentationen im Gründungsjahrhundert des Klosters mit Bildnachweis wieder. [16] Zur besseren Orientierung wurde eine Numerierung vorgenommen. Aufgeführt sind eine Jahresangabe, die Transkription, etwas Textzusammenhang (kursiv), Aussteller (A), Siegler (S) und – soweit bekannt – Schreiber (Scr) der Urkunde sowie die heutige Signatur. Als Transkriptionsmaßstab wurden die „Transkriptionsregeln für das ICT – Projekt Ad fontes. Einführung in den Umgang mit Quellen im Archiv“ von Herrn Prof. Dr. R. Sablonier in pdf – Form zugrunde gelegt (URL: http://www.adfontes.uzh.ch/5250.php in der Version vom 25.05.2003, abgerufen am 09.06.2017). Folgendes ist für die konkrete Darstellung zu ergänzen oder weicht davon ab: In den wenigen Fällen, in denen <uu> für den Halbvokal <w> steht, wurde es original belassen. Die Textauszüge, die die Einbindung des Ortsnamens in den Kontext angeben, beginnen in Kleinschreibung, auch wenn es sich im Original um einen Satzanfang handelt, da nie ein vollständiger Satz, sondern lediglich die kontextbezogene Wortgruppe angegeben ist. Kürzungen innerhalb dieser Wortgruppen werden einfach aufgelöst, während die Transkription von Kürzungen innerhalb des hier interessierenden Ortsnamens in runden Klammern erscheint. Zu relevanten Besonderheiten beim Schreiber Wech C wird vor dem ersten Diplom dieses Schreibers ein gesonderter Hinweis gegeben. Mittels eckiger Klammern werden Auslassungen bei längeren Sätzen angezeigt. Da zu jedem Dokument ein Verweis auf das entsprechende Urkundenbuch gegeben wurde und der hier wiedergegebene Text lediglich der Kennzeichnung der grammatikalischen Einbindung des Ortsnamens dient, wurde auf die Wiedergabe des ausgelassenen Textes in einer Fußnote verzichtet. Jede Urkunde erhielt zusätzlich einen Kurztitel mit integriertem Ort und Schreiber.
(1) 1144 – Wachteresuuinkelen
– Buckaste abbatisse monasterii Wachteresuuinkelen – (A) und (S) Papst Lucius II,
(Scr) Baro – per manum Baronis capellani et scriptoris – [17], (Original: StAWü WU 7047) [18] .
(2) 1147 – Wachtereswinkele (2x)
– adductis itaque de Wachtereswinkele – / – Bertrammus prepositus in Wachtereswinkele –
(A) und (S) Mainzer Erzbischof Heinrich I. Felix von Harburg, (Scr) unbekannt, aus Georgenthal. [19] (Original: ThStA Gotha, Geheimes Archiv, QQ If 2) [20].
(3) 1150 – Weht(er)esuuinkel
– Buxte abbatisse sancte Marie de Wehteresuuinkel –
(A und S) Papst Eugen III., (Scr) – per manum Bosonis sancte romane ecclesie scriptorius – [21] (Original: StAWü WU 7048) [22] .
(4) 1157 – Wachtriswinkil,
– privilegia matricis ecclesie sue in Wachtriswinkil –
(A) und (S) Mainzer Erzbischof Arnold von Selenhofen [23], (Scr): unbekannt, (Original: ThStA Gotha, Geheimes Archiv, QQ If 4) [24].
(5) 1157 – Wehtereswinchele
– cum sanctimonialibus de Wehtereswinchele – (A) und (S) Bamberger Bischof Eberhard II. von Ötelingen, (Scr) nicht genannt [25], (Original: StABa BU 283) [26].
(6) 1157 – UUechtereswinkele, Wechtereswinkele
– Mechthilda abbatissa de UUechtereswinkele […] monasterio in / Wechtereswinkele –
(A) und (S) Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg, (Scr) Wech A [27], (Original: StAWü WU 6653) [28] .
(7) [1160] – Wechtirswinkil
– petitione dilecti prepositi de Wechtirswinkil –
(A) Würzburger Dompropst Herold von Höchheim, (Scr) Wech B, (Original: StAWü WU 35) [29] .
(8) 1161 – Wehtereswinkele
– monasterio sanctimonialium in Wehtereswinkele –
(A) Würzburger Bischof Heinrich II. von Stühlingen, (Scr) Kanoniker, Stift Neumünster [30], (Original: StAWü WU 7049) [31].
(9) [1162] – Wechtirswinkil (2x)
– loco qui dicitur Wechtirswinkil – / – ut ab hac fidelium in Wechtirswinkil –
(A) und (S) Würzburger Bischof Heinrich II. von Stühlingen, (Scr) Wech B, (Original: Archiv des Juliusspitals Würzburg, JuSpi 1) [32].
(10) 1163 – Wechtirswinkele (2x)
– qua propter dilectum locum Wechtirswinkele -/ – deo militantibus in predicto loco Wechtirswinkele –
(A) und (S) Würzburger Bischof Heinrich II. von Stühlingen, (Scr) Wech B, (Original: StAWü WU 7050) [33].
Für den folgenden Schreiber Wech C lege ich mich anhand der hier abgebildeten Darstellungen auf eine e-Kürzung in der Position nach dem <l> fest, wenngleich (16) von der sonst praltizierten Schreibweise etwas abweicht:
Die zweite Ortsnamenschreibung in (11) zeigt einen durch <l> verlaufenden Kürzungsstrich, der in jener Urkunde häufig in den verschiedensten Abkürzungen vorkommt, sich von den oben zusammengestellten Formen unterscheidet und sich jeweils auf den Buchstaben davor und danach bezieht. Er wurde analog zum weiteren vorhandenen Material dieses Schreibers bei der Wiedergabe durch <e> ersetzt. Die er-Kürzung hat in seinen Schriftzeugnissen die folgende Gestalt – jeweils mit einem Vergleichsobjekt aus der angegebenen Urkunde:
(11) 1171 – Wechterswinkel(e)nsis, Wechterswink(e)l(e)n
– concambium fecit de predio Wechterswinkelensis ecclesie quod […] in Ostheim possidebat – /
– beneficium suum […] resignavit et ecclesie in Wechterswinkelen[ …] concessit –
(A) und (S) Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg, (Scr) Wech C [34], (Original: StAWü WU 7051) [35].
(12) 1172 – Westerwincle
– monasterio de Westerwincle –
(A) und (S) Abt Burchard von Fulda, (Scr) Wortwin [36], (Original: StAWü WU 7052) [37].
(13) 1176 – Wachterswinkel(e)n, Wachterswinkelensis
– ecclesiam igitur dominici ovilis in Wachterswinkelen – /
–in perpetuam possessionem Wachterswinkelensis ecclesie recepimus –
(A) und (S) Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg, (Scr) Wech C [38], (Original: StAWü WU 7053) [39].
(14) 1178 – Wecht(er)swinkele
– sancte congregationis in Wechterswinkele –
(A) Domherr Heinrich von Naumburg, (S) Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg, (Scr) Wech C, (Original: StAWü WU 7054) [40].
(15) 1179 – Wachterswinkel(e)nsi
– in monasterio Wachterswinkelensi –
(A) Boppo von Sulzdorf, (S) Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg, (Scr) Wech C, (Original: StAWü WU 7055) [41].
(16) 1179 – Wechtereswinkel(e)nsi
– in manu legatoria domini […] et domini Bertholdi de Wilperc Wechtereswinkelensi ecclesie cum advocatia […] in perpetuam possessionem contradidit –
(A) und (S) Bischof Reginhard von Abenberg, (Scr) Wech C, (Original: StAWü WU 7056) [42] .
(17) [1143 / 1180] – Wachterswinkel(e)nsi
– professione in monasterio Wachterswinkelensi –
(A) Bischof Embricho von Würzburg / Abtei Wechterswinkel, wohl nach Vorlage einer Traditionsnotiz aus der Zeit des Embricho, (S) unbesiegelt, (Scr) Wech C – ca. 1180 zu 1143, (Original: StAWü HV Urkunden 1143) [43].
(18) 1180 – Wecht(er)iswinkel(e)n
– ecclesiam itaque ancillarum domini in Wechteriswinkelen –
(A) und (S) Kaiser Barbarossa, (Scr) Wech C [44], (Original: StAWü, Hochstift Würzburg Urkunden 1180 Januar 31) [45].
(19) [1182 / 83] – Wet(…)ersw(…)kele
– abbatisse et sororibus in Wet(…)ersw(…)kele –
(A) und (S) Lucius III., (Scr) unbekannt, (Original: StAWü WU 7057) [46].
(20) 1184 – Wachtereswinkele
–ut per omnia vitam et conversationem monasterii in Wachtereswinkele […] imitentur –
(A) Mainzer Erzbischof Konrad I. von Wittelsbach, (S) unbesiegelt, (Scr) unbekannt, (Original: ThStA Gotha, Geheimes Archiv, QQ If. 10) [47].
(21) 1193 – Wahtereswinkele
– duas decimas, unam in Wahtereswinkele –
(A) und (S) Mainzer Erzbischof Konrad von Wittelsbach, (Scr) Scholaster Werner von St. Stephan in Mainz, (Original: StAAb 55a ) [48].
(22) [ca. 1196] – Wehtereswinkele
– dominabus de Wehtereswinkele –
(A) Wortwin, Propst des Stiftes Aschaffenburg, (S) unbesiegelt, (Scr) Wortwin, (Original: StAWü WU 7058) [49].
(23) 1199 Wehtirswi(n) / cle, Wehtriswi(n)chle
– cum monasterium virginum Christi in Wehtirswincle – /
–conferremus, ut ipsum monasterium Wehtriswinchle decem hubas –
(A) Abt Heinrich von Fulda, (S) unbesiegelt, (Scr) unbekannt, (Original: StAWü WU 7059) [50].
(24) 1200 – Wecht(er)swi(n)kele
– ego Cunradus prepositus in Wechterswinkele recognosco –
(A) Propst Konrad von Wechterswinkel, (S) unbesiegelt, (Scr) nicht genannt, (Original: StAWü WU 7060) [51].
Spätere Schreibungen sind im 13. und 14. Jahrhundert:
(25) Wehterswinch(el)
-domine et matri M. venerabili atque amabili in Christo abbatisse in Wehterswinchel –
Sammelhandschrift Ebracher Provenienz, 13. Jh., Engelhart von Langheim, Widmungsbrief um 1188, (Scr) der Handschrift unbekannt, (Original: Raczynski Bibliothek, Poznan, Rkp. 173 fol. 42 r.) [52].
(26) Wehterswynkel
Ebracher Handschrift des Michael de Leone, 14. Jh., (StAWü Manuskripte 6 fol.8v) [53].
(27) Wetherswinkel
Kopialbuch von Wechterswinkel 14. Jh., mehrere Schreiberhände. (Original StA Wü StB 654 fol. 74r).
(28) Wett(e)rswinkel
Siegelumschrift des Konventsiegels 14. Jh., (Original: StAWü D. O. Münnerstadt Urkunde 1321 Januar 25) [54].
(29) Mundart: Wechderschwinkel. [ˈvɛçdɛːɐ̯ ʃˈvɪŋkəl] / [ˈvɛçdɛːɐ̯ ʃˈvɪŋkl]. [55].
Dargestellt sind die Ortsnamen aus 24 Originaldokumenten von 1144 bis 1200 aus der Hand von 17 Schreibern, ergänzt um vier spätere Schreibweisen verschiedener Medien des 13. und 14. Jahrhundert’s (2 Handschriften, ein Kopialbuch, ein Konventsiegel). Beigefügt ist ein Mundartbeleg vom Jahr 2013. Im Verlauf dieser dokumentarisch vorgestellten 57 Jahre veränderten sich sowohl die Silbenstruktur als auch Vokalqualität und -quantität der beiden verbundenen Nomina in mehrfacher Weise. Einen Überblick zu den Veränderungen im Bestimmungswort gibt die folgende Tabelle: [56]
Nr. Jahr 3 Silben2 Silben 1. Vokal [χ] Graphie 2. Vokal 3. Vokal Kurztitel1 1144 x <a> <ch><e> <e> RomBaro2 1147 x <a> <ch> <e> <e> MZEBH3 1150 x <e> <h> <e> <e> RomBoso4 1157 x <a> <ch> <-> <i> MZEBA5 1157 x <e> <h> <e> <e> BA6 1157 x <e> <ch> <e> <e> WeWi A7 1160 x <e> <ch> <i> <-> WeWi B8 1161 x <e> <h> <e> <e> WÜ9 1162 x <e> <ch> <i> <-> WeWi B10 1163 x <e> <ch> <i> <-> WeWi B11 1171 x <e> <ch> <e> <-> WeWi C12 1172 x <e> <s> <e> <-> FD 113 1176 x <a> <ch> <e> <-> WeWi C14 1178 x <e> <ch> <e> <-> WeWi C15 1179 x <a> <ch> <e> <-> WeWi C16 1179 x <e> <ch> <e> <e> WeWi C17 1180 x <a> <ch> <e> <-> WeWi C18 1180 x <e> <ch> <e> <i> WeWi C19 1182x <e> (…) <e> <-> RomNN20 1184 x <a> <ch> <e> <e> MZEBK 121 1193 x <a> <h> <e> <e> MZEBK 222 1196 x <e> <h> <e> <e> AB23 1199x / x <e>/ <e> <h> / <h> <i> / <-> <-> / <i> FD 224 1200x <e><ch> <e>< -> WeWi DTabelle 1: Vokalveränderungen und Allophon [χ] im Bestimmungswort in Abhängigkeit von Ausstellungsort und Schreiber, grau hervorgehoben Dokumente mit Anfangsvokal <a>.
Die Graphie des ersten Vokals scheint in Abhängigkeit von der Dialektzugehörigkeit des Schreibers (ober- oder mitteldeutsches Sprachgebiet) zu stehen und wird von den Schreibern aus der Mainzer Kanzlei recht lange in der initial mit <a> notierten Form gepflegt. Die Empfängerschreiber verwenden ab der Jahrhundertmitte überwiegend <e> [57], ebenso alle sonstigen Schreibstuben. Der Mittelvokal des Bestimmungswortes wird bis auf wenige Ausnahmen mit <e> wiedergegeben, selten mit <i> (Wech B in Nr. 7, 9. 10 und FD 2 in Nr. 23). Ein Verlust dieser Silbe in der Graphie findet sich in einem Mainzer Dokument (Nr. 4) und als eine von zwei Varianten in Nr. 23. [58] Die Endsilbe des Bestimmungswortes geht im Verlauf des Untersuchungszeitraumes verloren, zuerst bei Wech B. Die Graphie des Phonems /χ/ in Form des Allophons [χ] wechselte je nach voranstehendem Vokal zwischen <h> und <ch>. Die differenzierte Schreibung von <h> und <ch> in Nr. 5 dürfte für unterschiedliche Phoneme stehen. Daher ist anzunehmen, dass in der Anfangssilbe <ech> [eç] und <eh> [eχ] entspricht. Die Nutzung des Graphems <ch> in Verbindung mit dem vorangehenden Vokal <a> findet sich fast nur in Mainzer Urkunden (Ausnahme: Wech C 3x und RomBaro). Die wohl älteste Buchstabenfolge <aht> tritt nur ein einziges Mal auf (Nr. 21). Für [χt] wird im gesamten Befundmaterial des 12. Jahrhunderts <ht> oder <cht> geschrieben, nie <th>. Das Dokument RomNN (Nr. 19) lässt aufgrund einer Rasur keine eindeutige Transkription zu.
Frühe Diplome zeigen eine dreisilbige Struktur des Bestimmungswortes im Genitiv Singular: <Wahteres-> (21) <Wachteres-> (1,2) <Wehteres-> (3,5,8) <Wechteres-> (6).
Wie schon im eingangs genannten Brief von 1927 erwogen, könnte wahtâri das gesuchte ahd. Wort sein. Die Veränderungen dieses Wortes lassen sich sprachgeschichtlich sehr gut erklären (Palatisierung des ahd. i-Umlauts, Verkürzung der vorangehenden Silbe, Anfangsbetonung, Abschwächung der Nebenvokale bis hin zum Vokalverlust der Endsilbe [59] ). Dies bedeutete, dass sich die näher zu bestimmende Komponente des Ortsnamens nicht auf einen Personennamen, sondern mit Wächter auf eine Person in wachender oder bewachender Funktion und damit auf eine ‚Berufsbezeichnung‘ bezieht.
Das Grundwort ist am häufigsten mit <-winkel-> wiedergegeben (21x). Die ahd. Form <winkil> findet sich nur noch bei MZEBA und Wech B. Dieser Schreiber liefert auch einen Beleg für eine Vokalangleichung, denn zweimal schreibt er das Wort endungslos: <-winkil>, in Nr. 14 aber, bei angehängter Endung <-e>, notiert er <-winkel->. Interessant ist die dialektale ‚Bamberger‘ Variante mit <-ch-> statt <-k-> in Nr. 5, die sich ähnlich auch in den in Fulda ausgestellten Diplomen findet <-chl->, letztere mit Vokaltilgung, auch als <-cl->.
Als eine von natürlichen Gegebenheiten umschlossene Lokalität ist das Grundwort <-winkel> hinreichend klar definiert, um seine Verwendung plausibel zu finden. [60] Von drei Seiten ist das Gründungsareal jenes Klosterstandortes mit bewaldeten Höhenzügen umgeben und nur nach Süden und Südwesten hin offen. Auch die im Herkunftswörterbuch des „Duden“ angegebene Bedeutung „Biegung, Krümmung, Knick“ [61] ist vor Ort nachvollziehbar, da der durchfließende Elsbach dort eine Biegung macht.
Nr. JahrGrundwortEndungKurztitel11144<-winkel-><-en>RomBaro21147<-winkel-> (2x)<-e> (2x)MZEBH31150<-winkel>–RomBoso41157<-winkil>–MZEBA51157<-winchel-><-e>BA61157<-winkel-> (2x)<-e> (2x)WeWi A71160<-winkil>–WeWi B81161<-winkel-><-e>WÜ91162<-winkil->–WeWi B101163<-winkel-> (2x)<-e> (2x)WeWi B111171<-winkel-> (2x)<-ensis>, <-en>WeWI C121172<-wincl-><-e>FD 1131176<-winkel-> (2x)<-en>, <-ensis>WeWi C141178<-winkel-><-e>WeWi C151179<-winkel-><-ensi>WeWi C161179<-winkel-><-ensi>WeWi C171180<-winkel-><-ensi>WeWi C181180<-winkel-><-en>WeWi C191182<-w[inc]kel-><-e>RomNN201184<-winkel-><-e>MZEBK 1211193<-winkel-><-e>MZEBK 2221196<-winkel-><-e>AB231199<-wincl->, <winchl-><-e> (2x)FD 2241200<-winkel-><-e>WeWi DTabelle 2: Grundwort und Endung in Abhängigkeit von Ausstellungsort und Schreiber, grau hervorgehoben die ahd. Graphie.
Sucht man nach der ältesten zusammengesetzten Form, scheint sich diese unter den Mainzer Belegen am ehesten zu finden: Dokument Nr. 4 liefert mit <wachtriswinkil> ein ahd. Grundwort in Verbindung mit einem gekürzten Bestimmungswort mit Ach-Laut nach Vokal <a> und der klassischen Genitivendung <-is>. Urkunde Nr. 21 zeigt mit <wahtereswinkel> im Bestimmungswort eine ahd. Form der ersten Silbe <waht-> mit Vokalabschwächung in den Nebensilben bei bereits mhd. Grundwort. Da vermutlich älteres Urkundenmaterial als Vorlage gedient haben wird, kann zumindest theoretisch auf eine präexistente ahd. Form <wahteriswinkil> geschlossen werden. Das aus dem Urkundenmaterial ersichtliche Nomen Wächter steht als Genitivattribut in fester Verbindung mit dem Nomen Winkel, sodass sich die Bedeutung Winkel des Wächters ergibt. Die ausgewählten Schreibungen aus späterer Zeit zeigen neben einer relativen Kontinuität des Allophons [χ] in Nr. 25 und 26, aber auch die Schwierigkeit der Verschriftung dieses Lautes in Kombination mit dem nachfolgenden Konsonanten [χt], wie die Formen <th> aus Nr. 27 und <tt> in Nr. 28 demonstrieren. [62]
Welche Relevanz könnten diese Befunde für den Klosterort haben?
1.) Die ahd. Graphie von Wechterswinkel legt eine Ortsexistenz vor der Klostergründung nahe, sodass es interessant wäre, dieses Ergebnis auf eine mögliche Archäologie hin zu prüfen. [63] Durch die Lage am nordöstlichen Rand des Neustädter Beckens und den Befund einer frühmittelalterlichen Burganlage oberhalb des Ortes [64], ließe sich möglicherweise im Kontext der nahegelegenen Kaiserpfalz ein Zusammenhang finden. Bei einem mit einem Wachtposten besetzten Ort, dessen Bezeichnung ein stehender Begriff wurde, dürfte es sich um einen befestigten Platz gehandelt haben, an dem ein kontinuierlicher Wachdienst über lange Zeit geleistet wurde (denn sonst wäre es wohl nicht zur Namensbildung gekommen). [65]
2.) Die graphematischen Unterschiede des Ortsnamens der Urkunden jener Zeit zeigen eine deutliche Differenz der Mehrzahl der Schreiber zu den mitteldeutschen Notaren der Mainzer Kanzlei auf. Die Schreiber am Klosterort scheinen eine oberdeutsche Graphie gepflegt zu haben, was einer vermuteten Orientierung nach Ebrach und Langheim zumindest nicht entgegensteht. Indizien für Beziehungen zu diesen Klöstern sind auf der Ebene der Urkundenausfertigung bisher paläographischer [66] und diplomatischer [67] Natur. Auch eine Mirakelsammlung legt Beziehungen nahe. [68]
3.) Die Tochtergründung Schmerlenbach überliefert um 1240, sie sei ordinis de Wetterswinckel. [69] Diese Namensform zeigt auch das Konventsiegel (Nr. 28). Vor allem diese Graphie ähnelt mit Nr. 19 (unter dem Vorbehalt der dortigen Korrektur) der einer Papsturkunde. <tt> dürfte in Rom weniger Schwierigkeiten bereitet haben als <ht>. Die Bezeichnung ordo und eine Zunahme päpstlicher Pergamente Anfang des 13. Jh.’s könnte an eine wenigstens zeitweise Exemption denken lassen, wenngleich es dafür sicher mehr Indizien als eine ähnliche Graphie braucht [70].
- Wilhelm BIERSCHNEIDER, Unterfranken, historische Daten von Städten, Gemeinden und Ortsteilen der Landkreise und der kreisfreien Städte sowie die Entwicklung der Ortsnamen. (Planegg 2003) 325. Zusammenstellung der Ortsnamen aus gedruckten Werken, Schreibungen von 1143-1978
- Michael WIELAND, Kloster Wechterswinkel. Sonderabdruck aus CistC 11 (1899) 3 mit Fußnote 1.
- Georg RAUCH, Stiftung der Klöster Wechterswinkel und Bildhausen. In: Das Bayerland. Illustrierte Wochenzeitschrift für Bayerns Volk und Land. hg. von Heinrich LEHER, (12. Jg., München 1901) 250.
- Brief eines Münchner Oberstudienrates namens Reinhart vom 27.10.1927 an den damaligen Ortsgeistlichen von Wechterswinkel, Pfr. Vierrether, der nach H. Hirsch zu diesem Thema Stellung bezieht: H. HIRSCH, Aus dem Besengau. Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld 18 (1998) 95 – 98.
- Heinrich WAGNER, Neustadt a. d. Saale. (Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken. Reihe 1. Heft 27, München 1982) 22, 37, [nachfolgend HAB genannt].
- Bruno HAUCK, Wechterswinkel einst und jetzt. (Bastheim 1989) 123-126.
- Heinrich WAGNER, Die Äbtissinnen des Klosters Wechterswinkel. WDGB 66 (2004) 265; Ders., Urkunden und Regesten des Frauenklosters Wechterswinkel (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, hg. von Wolfgang WEISS, Bd. 70, Würzburg 2015) 23-25, [nachfolgend U&R WeWi].
- RAUCH (wie Anm. 3) 250.
- WIELAND (wie Anm. 2) 3, Fußnote 1: „Wethdereswinkele, Wehterswinkel, Westerwinkle, Wechtereswinchelen, Westerwinkel“ ohne Quellenbelege. Nach ihm stammt der Name von „West von wesen = Ruhe„.
- HIRSCH, Besengau (wie Anm. 4) 95. Als Quellen seiner im Hinblick auf Wieland gemachten Ergänzungen: „Wachterswinkele…Wetherswinkel…Vuechterswinkele…Wechterswinkelern„ aus der Zeit von 1156 – 1193 nennt der Autor entsprechend der genannten Reihenfolge: GUDENUS, USSERMANN + MONUMENTA BOICA, KAUFMANN-HEIDINGSFELDER‘s Urkundenbuch von St. Stephan und erneut die MONUMENTA BOICA.
- WAGNER, HAB (wie Anm. 5) 22; Ders., Äbtissinnen (wie Anm. 7) 265.
- WAGNER, Äbtissinnen (wie Anm. 7) 265.
- WAGNER, HAB (wie Anm. 5) 37.
- Beide: U&R WeWi 23.
- BIERSCHNEIDER (wie Anm. 1) 325.
- Für die gegebenen Hinweise im Rahmen einer Konsultation im Juli 2013 bin ich Frau Sabina Buchner M.A., Geschäftsführerin der Forschergruppe ‚Namen‘ am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft des Instituts für Germanistik der Universität Regensburg zu Dank verpflichtet, die auf Anfrage und nach Vorlage der Schreibweisen der beiden ältesten Dokumente Wechterswinkler Provenienz (1) und (3) bereits die vermutete Bedeutung „Winkel des Wächters“ präferierte, mich zu dieser Publikation ermutigte und einige wertvolle Anregungen zur Präsentation gab. Ebenso schulde ich Frau Maria Rottler M.A., Administratorin des Gemeinschaftsblogs ‚Ordensgeschichte‘, großen Dank für ihre wertvollen Hinweise zur Editionstechnik und ihre praktische Hilfe bei der Online- Publikation. Für die Erlaubnis zum Einfügen von Bildmaterial in diese Publikation danke ich den jeweiligen Verantwortlichen der Staatsarchive Würzburg, Bamberg und Gotha, des Stiftsarchivs Aschaffenburg, des Juliusspitalsarchivs Würzburg und der Raczynski Bibliothek in Poznan sehr herzlich.
- Der Schreiber Baro ist zwischen dem 22. April 1138 und dem 18. September 1146 in insgesamt zehn Urkunden greifbar. Er war schon unter Papst Innocenz II. Mitglied der päpstlichen Kanzlei, Subdiakon und Vorsteher der Schule der römischen Titelkirche von Santa Croce in Gerusalemme: „sacri palatii subdiaconus et prior scolae crucis…Baro…d. 22. Apr. 1138„ JL I, 841: URI: www.mgh.de/ext/reader/spc/jaffe/jaffe1/#page/841/mode/1up, abgerufen am 25.04.2017; JL II 7: URI: www.mgh.de/ext/reader/spc/jaffe/jaffe2/#page/7/mode/1up, JL II 21: URI: www.mgh.de/…/jaffe2/#page/21/mode1up, beide abgerufen am 25.04.2017. Zu Baro vgl. auch den Beitrag von Stefan PETERSEN, Prämonstratensische Wege nach Rom. Die Papsturkunden der fränkischen und schwäbischen Stifte bis 1378. (Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia Bd. 10, Köln / Weimar / Wien 2015) 536, Nr. 10.
- U&R WeWi 69f, Nr. 3: Der Ortsname auf S. 69 ist korrekt wiedergegeben, der im Abschnitt „Vorgeschichte“ auf S. 23 für 1144 genannte weicht davon ab. Kürzel: RomBaro.
- Nach Peter Acht und Franz J. Felten kam der Schreiber dieser Gründungsurkunde Ichtershausens – wie auch der der königlichen – aus dem nahegelegenen Kloster Georgenthal. Felten gibt auf S. 361 an, „daß ein Schreiber dieses Klosters beide Urkunden geschrieben hat und dabei teilweise die Gründungsurkunde seines eigenen Klosters von 1143 – neben dem Hirsauer Formular! – benutzt hat.“ Peter ACHT [Bearb.], Mainzer Urkundenbuch. Bd. 2: Die Urkunden seit dem Tode Erzbischof Adalberts I. (1137) bis zum Tode Erzbischof Konrads (1200). Teil I: 1137 – 1175. (Darmstadt 1968-1971) 188 – 192, Nr. 98 [nachfolgend als MUB bezeichnet]. Franz J. FELTEN, Zisterzienserinnen in Deutschland. Beobachtungen und Überlegungen zu Ausbreitung und Ordenszugehörigkeit. In: Unanimité et diversité cisterciennes. Filiations, réseaux, relectures du XIIe siècle. Actes du quatrième Colloque international du C.E.R.C.O.R. Dijon 23 – 25 septembre 1998, hg. von Nicole BOUTER, (Saint Étienne 2000) 345 – 400, hier 361.
- MUB II/1, 188 – 192, Nr. 98; U&R WeWi 70f, Nr. 3a; Kürzel: MZEBH.
- Der Schreiber Boso war Italiener, nachweisbar seit 1135, zunächst Kleriker, später Kämmerer des Papstes und schließlich als Kardinalpriester der Titelkirche von St. Pudentiana. Er verstarb 1178. Vgl. Barbara ZENKER, Die Mitglieder des Kardinalkollegiums von 1130 bis 1159. (Dissertation, Würzburg 1964) 149-152, Beleg als Kardinalpriester: JL II, 145, URL: www.mgh.de/ext/reader/spc/jaffe/jaffe2/#page145/mode/1up, abgerufen am 25.04.2017. Eine kleine Zusammenfassung und weitere Literatur zum Schreiber finden sich bei Frank THEISSEN, Mittelalterliches Stiftungsrecht. Eine Untersuchung zur Urkundenüberlieferung des Klosters Fulda im 12. Jahrhundert. (Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht 26, Köln/Weimar/Wien 2002) 52 in Anmerkung 141.
- Bezüglich dieser Urkunde stellte Robert ZINK einen eindeutigen Zusammenhang zur Abtei Ebrach her, das am selben Tag päpstlicherseits privilegiert wurde: Ebrach und die Nonnenklöster Wechterswinkel und St. Theodor in Bamberg. In: Festschrift Ebrach 1127 – 1977, hg. von Gerd Zimmermann (Volkach 1977) 53-59, hier 55; U&R WeWi 71f, Nr. 4. Auf S. 23 unter „Vorgeschichte“ zu 1150 jedoch falsche Transkription. Kürzel: RomBoso.
- Dieser Erzbischof ist für 1141 als Propst von Aschaffenburg nachgewiesen und war zuvor schon Propst in Aachen. Vgl. Peter ACHT, „Arnold.“ In: Neue Deutsche Biographie 1 (1953) 378 [Online-Version]; URL:https://www.deutsche-biographie.de/gnd119536609.html#ndbcontent, abgerufen am 18.04.2017. Er dürfte in seinen sprachlichen Eigenheiten einer mitteldeutschen Mundart zuzuordnen sein.
- MUB II/1, 401-404, Nr. 222; U&R WeWi 76, Nr. 6a. Kürzel: MZEBA.
- Walther FÖHL, Bischof Eberhard II. von Bamberg, ein Staatsmann Friedrichs I., als Verfasser von Briefen und Urkunden, MIÖG 50 (1936) 73 – 131, bes. 81 und 129. Dieser Autor plädiert für den Bamberger Erzpriester Gotebold. Verhaltener äußert sich Robert ZINK, Die Stiftungsurkunde des Klosters St. Theodor in Bamberg (Miscellanea Suinfurtensia Historica 6, Schweinfurt 1975) 15-25, hier S. 17: „… ist es wahrscheinlich, daß ein Michaelsberger Mönch als Schreiber tätig geworden ist.“ Über Schriftmerkmale Bamberger Skriptoren vgl.: Alexander HUBER, Die Originalurkunden des Bamberger Domkapitels aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Ihre Schrift und ihre Schreiber. In: Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg 117 (1981) 27 – 39.
- Robert ZINK, Stiftungsurkunde (wie Anm. 25) 15-25; Ders.: St. Theodor in Bamberg 1157-1554. Ein Nonnenkloster im mittelalterlichen Franken, (Historischer Verein für die Pflege der Geschichte des Ehemaligen Fürstbistums Bamberg. Beiheft 8, Bamberg 1978) 273-276, Nr. 5; U&R WeWi 76, Nr. 6a. Kürzel: BA.
- Bei dieser und den folgenden mit Wech A, B oder C bezeichneten Empfängerschreibern gilt Peter JOHANEK, Die Frühzeit der Siegelurkunde im Bistum Würzburg. (Dissertation, Würzburg 1967) 133-140, hier bes. 134f. als Referenz. In Analogie dazu wurde eine Empfängerurkunde ohne Bezug zu diesem Werk mit Wech D betitelt.
- U&R WeWi 78f, Nr. 8; Transkription mit Druckfehler: <Uuechtereswinklele>.
- Zum Schreiber Wech B: JOHANEK (wie Anm. 27) 135 mit Anm. 96. Eine dort angesprochene weitere Urkundenausfertigung dieses Schreibers von 1166 für das Kloster Billigheim hat heute die Signatur StA Wü, Mzr Urk 5786 (Johanek schreibt irrtümlich 5787.), vgl. Karl-Heinz MISTELE, Billigheim. Beziehungen, Probleme und Aspekte eines Frauenklosters im 12. Jahrhundert. In: Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 26 (1969) 115-131, hier 123. In U&R WeWi 77f, Nr. 7 wird diese Urkunde zu 1157 datiert.
- JOHANEK (wie Anm. 27) behandelt den Schreiber, den er u.a. als „NM A“ und „He II D“ bezeichnet 71-73, auch 226, die Urkunde 135 mit Anm. 99 und im Verzeichnis 321. [S. 72: Verweis auf Rainer EGGER, Die Schreiber der Urkunden Kaiser Friedrich Barbarossas (Vorstudien zu einer Kanzleigeschichte). (Dissertation MS, Wien 1961) 234]. Über die vermutete Rolle dieses namentlich nicht bekannten Schreibers, in prekärer finanzieller Situation des Bistums als bischöflicher Abgesandter zum Kaiser nach Italien zu gehen, äußerte sich – Heinrich von FICHTENAU, Bamberg, Würzburg und die Stauferkanzlei. In: MIÖG 53 (1939) 241-285, hier 249, 278 mit Anm. 2.
- U&R WeWi 82f, Nr. 11. Kürzel: WÜ.
- Zum Schreiber: JOHANEK (wie Anm. 27) 134f , 137f, 322; zur Urkunde: U&R WeWi 83-85, Nr. 12.
- JOHANEK (wie Anm. 27) 134f, 137f, 322; U&R WeWi 85f, Nr. 13.
- JOHANEK (wie Anm. 27) zum Schreiber: 135f, 139, zur Urkunde 325.
- U&R WeWi 89f, Nr. 18.
- Den Nachweis dieses Schreibers erbrachte Heinrich HIRSCH, Kaiserurkunde und Kaisergeschichte. MIÖG 35 (1914) S. 64f, zitiert nach Friedrich HAUSMANN, Wortwin. Protonotar Kaiser Friedrichs I., Stiftspropst zu Aschaffenburg. In: Aschaffenburger Jahrbuch 4 (1957) 321-372, URL: www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a149698.pdf, (Sonderdruck aus der Festschrift zum Aschaffenburger Jubiläumsjahr 1957) hier 328f und 336 Auszug – es fehlt „inconvulsum“ – abgerufen am 29.04.2017. Hier ist S. 326: „seine Herkunft aus dem mitteldeutschen Sprachraum“ von Interesse. Außerdem: JOHANEK (wie Anm. 27) 139, Anm. 118, der Schreiber und Schrift beschreibt 223-226 und 233.
- U&R WeWi 90-92, Nr. 19. Kürzel: FD 1.
- JOHANEK (wie Anm. 27) 135f zum Schreiber Wech C, 235f zum Aussteller, 326 zur Urkunde.
- U&R WeWi 93f, Nr. 21.
- JOHANEK (wie Anm. 27) 135f, 140, 236f, 326; U&R WeWi 95f, Nr. 22.
- JOHANEK (wie Anm. 27) 135f, 140, 326; U&R WeWi 98f, Nr. 25.
- JOHANEK (wie Anm. 27) 135f, 138f, 226; U&R WeWi 99f, Nr. 26.
- Nach JOHANEK (wie Anm. 27) 139, 317 „Fälschung“, nach Alfred WENDEHORST „nachträgl. Ausfertigung“: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Würzburg 1. Die Bischofsreihe bis 1254. (GS NF 1) 147, Kapitel Embricho 1127-1146, In: Germania Sacra online: URL: personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/9, (Abgerufen am 12.04.2017). Nach WAGNER, U&R WeWi 65f, Nr. 1: „nur formale Fälschung“. Vielleicht auch in Urkundenform angelegte Neuausfertigung einer Traditionsnotiz (z.B. nach Beschädigung Mäusefraß, Fäulnis) zwecks Erhalt einer bischöflichen Beglaubigung. Die inhaltliche Seite bezüglich der genannten Landgrenzen ist im Detail nicht nachprüfbar. Der Klostereintritt der namentlich genannten Ministerialin dieses regional recht bekannten Geschlechtes dürfte den Tatsachen entsprechen, auch die Zeugen sind in jener Zeit nachweisbar. Als Indiz für ein Vordokument könnte man auch die Schreibung des Ortsnamens anführen, die gerade bei diesem Schreiber im ersten Vokal stark variiert, was sich u.a. auch durch eine Vorlage erklären ließe. Sieht man sich die Schrift von Wech C im Verlauf der Jahre an, so wird sie zunehmend gröber, was für einen älteren Menschen sprechen könnte, vielleicht Propst Bertram.
- JOHANEK (wie Anm. 27) 136 mit Anm. 107: „Diese Art der Ausstattung erinnert an das Eschatokoll der Kaiserdiplome und dürfte dort ihr Vorbild haben.“ Er verweist auf EGGER (wie Anm. 30) 234. Es dürfte nicht ganz unrealistisch gedacht sein, anzunehmen, dass das Dokument, welches die von König Konrad geschenkten Einkünfte auswies, die Kaiser Barbarossa ablöste, dem Schreiber als Vorlage gedient haben könnte.
- Regesta Imperii: URL: http:// www.regesta-imperii.de/id/1180-01-31_1_0_4_2_3_762_2533 (Abgerufen am 05.04.2017). U&R WeWi 100, Nr. 27.
- Auf Rasur mit anderer, dunklerer Tinte nachgetragene Buchstaben. Anstelle des vierten Buchstabens <x> könnte ursprünglich ein zweites <t> gestanden haben, erkennbar an den Buchstabenresten beim Übergang zum Folgebuchstaben <e>, die identisch sind mit anderen Verbindungen von <te> im gleichen Dokument. So hier tatsächlich <tt> gestanden hätte, könnte dieses römische Diplom die älteste Schreibvorlage für eine Graphie des Ortsnamens im Siegel mit <tt> sein. Im zweiten Teil des Kompositums umfasst die Rasur den Platz von zwei oder drei Buchstaben, sodass entweder <yn> oder <inc> Optionen wären. Da das <c> in dieser Urkunde aber üblicherweise einen kräftigen oberen Abschlussstrich hat, der hier fehlt (dort keine Radierspur), ist das unwahrscheinlich. Rasurspuren im Bereich der Unterlänge, die sogar ein Wort (= „facilem“) der darunter befindlichen Zeile beeinträchtigen, sprechen für einen beseitigten Buchstaben mit Unterlänge. Zum Diplom: Enno BÜNZ, Gründungsausstattung und Güterteilung des Würzburger Kollegiatstiftes Haug im Spiegel der ältesten Papsturkunden (1182-1195). In: WDGB 57 (1995) 33-78, hier Exkurs 1, S. 62: „Ein Gruppenimpetrat fränkischer Klöster und Stifte von 1182“; demgegenüber ZINK, Festschrift Ebrach (wie Anm. 22) 55, der die Rolle Ebrachs betont; U&R WeWi 103f, Nr. 30. Kürzel: RomNN.
- MUB II, 2, 755-758, Nr. 464; U&R WeWi 105, Nr. 31a. Kürzel: MZEBK1.
- Davon 2 Originale in StAAb 55a und 55b erhalten – hier 55a. Siehe: Matthias THIEL (Bearb.), Urkundenbuch des Stifts St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg, Bd. 1: 861 – 1325. (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e.V. 26, Aschaffenburg 1986) 145 – 147, Nr. 35; Dokument fehlt in U&R WeWi. Kürzel: MZEBK2.
- U&R WeWi 103f, Nr. 30. Kürzel: AB.
- U&R WeWi 109-111, Nr. 35, Ortsnamen – Transkriptionen nicht nach Original. Zu den Eigenheiten Fuldaer Diplome siehe: Dennis MAJEWSKI, Das Urkundenwesen der Reichsäbte von Fulda. In: Fuldaer Geschichtsblätter 87 (2011) 71-116; Kürzel: FD2.
- WIELAND (wie Anm. 2) 20; Fehlt in U&R WeWi. Kürzel: WeWi D.
- Hans Detlef OPPEL, Die exemplarischen Mirakel des Engelhart von Langheim. Untersuchungen und kommentierte Textausgabe (Teildruck). (Dissertation Würzburg 1976) 77 – 85, Textedition 148 – 208. Joseph SCHWARZER, Vitae und Miracula aus Kloster Ebrach. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 6 (1881) 515-529, zur Provenienz der Handschrift 515.
- Sehr verblasst. Die Transkription erfolgte mit Lupe und nach sorgfältigem Buchstabenvergleich. Eine ältere Transkription – identisch bis auf <y> findet sich bei: Anton RULAND, Die Ebracher Handschrift des Michael de Leone mit Einschaltung der wichtigsten Stücke. In: AHVUA 13 (1854), Nachdruck Bibliolife Charlestone, SC ohne Jahr, 30.
- U&R WeWi 227f, Nr. 163.
- Mundart: Wechderschwinkel, Referenz: Frau Elfriede Odenwald, Rentnerin, geboren in Wechterswinkel, der ich hiermit sehr herzlich danke.
- Die Nummern entsprechen der Auflistung der Dokumente. Zu den Abkürzungen finden sich dort entsprechende Details bzw. in den begleitenden Fußnoten. Es wurde versucht – soweit möglich – sowohl den Ort, als auch den Schreiber oder Aussteller in das Kürzel einzubeziehen.
- Bei den vom Schreiber Wech C geschriebenen Dokumenten mit <a> in der Anfangssilbe (Nr. 13, 15, 17) handelt es sich um Ausfertigungen mit erkennbarem Bezug zu einem Vordokument. Dabei geht es in Nr. 13 um einen Gütertausch mit der Abtei Hersfeld, dessen Besitz wohl nachweisbar war. Für Nr. 15 weist die Urkunde direkt auf vorher getätigte Rechtshandlungen hin, die zusammengefasst wurden. Bei Nr. 17 dürfte es sich um eine Traditionsnotiz gehandelt haben, die neu ausgefertigt wurde (siehe Anmerkung dort).
- Bei Nr. 4 ist nicht auszuschließen, dass der Sprecher keine Vokalelision vornahm, sondern die fehlende Silbe vielleicht nur undeutlich artikulierte. Zur Vokalreduktion vgl. Damaris NÜBLING u. a., Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. (Tübingen 3 2010) 29.
- NÜBLING (wie Anm. 58) 11, 24, 29-32, 178 und Werner KÖNIG, dtv-Atlas Deutsche Sprache. (München 182015) 73.
- Vgl. HIRSCH, Besengau (wie Anm. 4) 95.
- DUDEN. Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. (Bd. 7, Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 4 2007) 930.
- NÜBLING (wie Anm. 58) 178.
- KÖNIG, dtv-Atlas Deutsche Sprache (wie Anm. 59) 131.
- K. WEIDEMANN, Frühmittelalterliche Burgen als Zentren der Königsherrschaft an der fränkischen Saale und im Grabfeld, In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern (Bd. 28, Mainz 1975) 52 – 93, hier 80.
- Beständiger Wachdienst braucht Personal, setzt Bausubstanz und Logistik voraus, denn eine Wachmannschaft musste verpflegt werden, benötigte Ausrüstung und Unterkunft und im Fall einer sich aus diesem Dienst ergebenden Handlung auch Pferde für Begleit- und Botendienste sowie militärische Aktionen.
- Peter JOHANEK (wie Anm. 27) 134 hat Merkmale der Skriptorien von Ebrach und Langheim analysiert und bezüglich der Wechterswinkler Empfängerschreiber eine Ähnlichkeit mit der Ebracher Schrift bemerkt.
- So postulierte Robert ZINK, Festschrift Ebrach (wie Anm. 22) 55, dass die Papsturkunde von 1150 gemeinsam mit Ebrach erbeten wurde.
- OPPEL (wie Anm. 52) 96.
- Franziskus Lothar BÜLL, Quellen und Forschungen zur Geschichte der mittelalterlichen Frauenabtei Schmerlenbach im Spessart. 1.Teil. (Dissertation Würzburg 1970) 78-81, Nr. 11, hier 80. Die Gründung ist seit 1218 urkundlich greifbar, sodass diese Ordenszugehörigkeit (!) damals in Gebrauch gewesen sein muss.
- Schon JOHANEK weist darauf hin, dass ab „1187 für vierzig Jahre keine Bischofsurkunde vorliegt“. (wie Anm. 27) 134. Er erklärt das mit ähnlichen Lücken für andere Klöster. Doch gerade in dieser Zeit sind päpstliche Urkunden häufiger.