Erschließung und Beschreibung der Bruderschaftsunterlagen

Archiv des Schottenstifts 2018-02-18

Heute möchten wir einen Archivbestand vorstellen, der uns zuletzt verstärkt beschäftigt hat, nämlich jenen der Bruderschaften an der Schottenkirche. Für die Unterlagen der Bruderschaften wurden Ende 2017 nicht nur standardisierte Bestandsbeschreibungen erstellt, sondern sie waren auch jüngst wieder Gegenstand des Interesses mehrerer Benutzer.

In der Neuzeit war die älteste Bruderschaft an der Schottenkirche die 1471 gegründete Sebastianibruderschaft; andere mittelalterliche Bruderschaften, wie beispielsweise eine Zeche „Unserer Lieben Frau“, hatten sich wohl bereits im 15. Jahrhundert aufgelöst. In der Barockzeit kam es zur Gründung weiterer Bruderschaften an der Schottenkirche, nämlich der Bruderschaft Mariä um ein glückseliges Ende, der Bruderschaft vom hl. Benedikt um ein glückseliges Ende, der Bruderschaft von den sieben Schmerzen Mariä und der Fronleichnamsbruderschaft. Eine weitere Bruderschaft, jene von der Heimsuchung Mariä, scheint nach ihrer Gründung nicht lange Bestand gehabt und in der Bruderschaft Mariä um ein glückseligen Ende aufgegangen zu sein. Eine Dreifaltigkeitsbruderschaft schließlich, von der ebenfalls wenige Aktenstücke vorhanden sind, kam nicht über erste Gründungsbestrebungen hinaus.1

1783 hob Kaiser Joseph II. sämtliche Bruderschaften auf und vereinigte sie in der Folge zu einer großen Bruderschaft der Nächstenliebe (eigentlich „Die Liebe des Nächsten“), das hierzu eingezogene Kapital diente der Unterstützung der Armen (später Wiener Armeninstitut).

Obwohl die Bruderschaften eigenständige Institutionen waren, wurden ihre wichtigen Unterlagen im Stiftsarchiv aufbewahrt. Explizit im Stiftsinventar von 1583 erwähnt wird etwa eine eigene Lade, welche im Archiv der Sebastianibruderschaft zur Verfügung stand. Die Bestände der einzelnen Bruderschaften umfassen unter anderem Urkunden zur jeweiligen Gründung, Indulgenzen, Akten zu Reliquien und Prozessionen, Bruderschaftsstatuten und gegebenenfalls auch Akten der Aufhebungen 1783.

Wir hoffen, dass die Bestände der Bruderschaften, die nun auch der Archivtektonik entsprechend erschlossen wurden, weiterhin auf Interesse stoßen. Übrigens: Eine Silberstatuette des hl. Sebastian, die sich ursprünglich im Besitz der Sebastianibruderschaft befand, kann auch im Museum besichtigt werden.

  1. Albert Hübl, Die Bruderschaften an der Schottenkirche in Wien, in: Berichte und Mitteilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 50 (1918) 1–21.