Gesamtverzeichnis der Urkundenreihe und Urkunden-Findbuch

Archiv des Schottenstifts 2018-04-06

Für Benutzerinnen und Benutzer gibt es auf unserer Webseite seit Kurzem zwei besondere Schmankerl zum Herunterladen: das erste vollständige Gesamtverzeichnis der chronologischen Urkundenreihe des Schottenstifts sowie ein Urkunden-Findbuch, das die Urkunden thematisch erschließt.

Die Urkunden bilden den ältesten Bestand des Stiftsarchivs und reichen bis in die Gründungszeit des Klosters im 12. Jahrhundert zurück. Die erste umfassende Ordnung des Bestands erfolgte Ende des 15. Jahrhunderts; die damals vorgenommene Einteilung der Urkunden in Landesfürstliche Privilegien, Päpstliche Privilegien, Jahrtagsstiftungen sowie nach Pfarren und Grundbesitz blieb im Wesentlichen in den folgenden Jahrhunderten bestehen und diente auch dem Stiftsarchivar P. Berthold Sengschmitt als Basis für seine Neuordnung des Archivs Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie spiegelte nicht nur thematische, sondern oftmals auch provenienzmäßige Zusammenhänge wider, da zahlreiche Urkunden erst als Vorurkunden zu späteren Rechtsgeschäften ins Haus kamen. 

Die Urkunden aus der bis 1418 dauernden irischen Periode des Klosters wurden bereits 1859 vom Stiftsarchivar und späteren Abt Ernest Hauswirth in einem Band der Fontes Rerum Austriacarum im Volltext ediert.1 Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichte P. Cölestin Wolfsgruber auch für die Zeit danach Regesten in den Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, doch blieben Urkunden, die keinen direkten Wien-Bezug hatten, unberücksichtigt und damit unpubliziert.2

Mitte des 20. Jahrhunderts legten die Stiftsarchivare Walther Latzke und P. Cölestin Rapf eine chronologische Urkundenreihe an. Hierfür wurden (mit einzelnen Ausnahmen) sämtliche Urkunden bis 1500 aus ihren Scrinien herausgenommen und chronologisch geordnet aufgestellt. Damit verbunden war auch eine Neusignierung mit reinen Datumssignaturen. Mit der Anlage dieser Urkundenreihe wurden jedoch die meisten zusammengehörigen Urkunden auseinandergerissen; Zusammenhänge erschlossen sich nur noch bei genauer Kenntnis des Gesamtbestands. Auch hiernach wurde noch kein vollständiges Verzeichnis aller Urkunden veröffentlicht.

Die Plattform Monasterium.net, das „virtuelle Urkundenarchiv Europas“, in dem das Schottenstift bereits sehr früh vertreten war, brachte Anfang des 21. Jahrhunderts eine enorm erleichterte und verbesserte Zugänglichkeit zu den Urkunden. Speziell bezogen auf die Urkunden des Schottenstifts ist die dortige Erfassung jedoch mit einzelnen Problemen behaftet, die leider noch nicht behoben werden konnten. So sind etwa nur jene Urkunden, zu denen es auch ein Regest von Hauswirth oder Wolfsgruber gibt, mit einer Abbildung versehen und damit tatsächlich benutzbar.

Vor wenigen Jahren erfolgte eine Neuverpackung und Neuverzeichnung der Urkundenreihe, im Zuge dessen diese auch um die noch fehlenden Urkunden aus der Zeit vor 1500, um sämtliche Urkunden aus der Zeit von 1500 bis 1531 sowie um alle späteren landesfürstlichen und päpstlichen Urkunden, die von alters her gesondert aufbewahrt worden waren, erweitert wurde. Außerdem wurden nun auch die Datumssignaturen korrigiert bzw. präzisiert, denn bei den reinen Datumssignaturen der 1950er-Jahre war problematischerweise bei mehreren Urkunden vom selben Tag keine weitere Präzisierung erfolgt und bei Vidimussen inkonsequent manchmal das Datum der erhaltenen Urkunde, manchmal aber das Datum des ursprünglichen Stücks verwendet worden.

Das Archiv des Schottenstifts ist seit einiger Zeit bestrebt, standardisierte Bestandsbeschreibungen und Verzeichnisse anzulegen und sukzessive online zugänglich zu machen. Den Anfang macht jetzt also die chronologische Urkundenreihe, welche mit dem vorliegenden Verzeichnis nun erstmals in ihrer Gesamtheit erschlossen und publiziert wird.

Ergänzt wird dieses Gesamtverzeichnis der Urkundenreihe durch das Urkunden-Findbuch. Um die durch die Anlage der chronologischen Urkundenreihe verwischten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Urkunden wieder besser nachvollziehen zu können, wurde bereits 2011 intern ein solches Findbuch angelegt, welches sich an der Einteilung Sengschmitts nach Scrinien orientierte, darüber hinaus jedoch eine gewisse thematische Untergliederung vornahm. Es erfüllte damit zugleich auch die Funktion einer Signaturenkonkordanz. Aufgrund der umfassenden Neuverzeichnung und Erweiterung der Urkundenreihe wurde jedoch eine überarbeitete Fassung des Findbuchs notwendig, die nun ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Das Findbuch möchte eine schnelle Orientierung bieten und ist am besten stets zusammen mit dem Gesamtverzeichnis zu konsultieren.

  1. Ernest Hauswirth (Hg.), Urkunden der Benedictiner-Abtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten in Wien vom Jahre 1158 bis 1418 (Fontes Rerum Austriacarum II/18, Wien 1859).
  2. Cölestin Wolfsgruber, Regesten aus dem Archive des Benedictinerstiftes Schotten in Wien, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Wien I/1 (Wien 1895) 39–118 [Nr. 224–590] und I/3 (Wien 1897) 89–125 [Nr. 2647–2794].