Pontifikalmessen in St. Stephan vor der Bistumserrichtung

Archiv des Schottenstifts 2019-08-20

Am 18. Jänner 1469 wurde mit der Bulle „In supremae dignitatis specula“ das Bistum Wien von Papst Paul II. errichtet. 2019 feiert die heutige Erzdiözese somit ihr 550jähriges Bestehen.

In Ermangelung eines Bischofs vor Ort griff man in der Zeit vor der Bistumsgründung für feierliche Pontifikalgottesdienste an der Stephanskirche in Wien wiederholt auch auf den infulierten Abt des Schottenklosters zurück – dies legt zumindest eine Urkunde aus dem Jahr 1449 nahe. Aus dieser geht hervor, dass Abt Martin von Leibitz (1446–1460/61) bisweilen an den höchsten Festen bei St. Stephan pontifizierte, also mit Stab und Mitra das Hochamt zelebrierte. Wie der Aussteller der Urkunde, der aus Brünn stammende Wiener Jurist Johannes Poltzmacher, aber betont, sei dies in seiner Zeit als Koadjutor des Propstes zu St. Stephan lediglich auf sein Ansuchen hin geschehen; der Schottenabt könne dazu keineswegs verpflichtet werden.

AT-SCHOTTEN/StiA Urk 1449-08-02Urk 1449-08-02

Da die 1469 neu errichtete Diözese jedoch zunächst nur von Administratoren verwaltet wurde und es noch Jahrzehnte dauerte, bis der Diözesanbischof tatsächlich in Wien residierte, ist nicht auszuschließen, dass der Abt des Schottenstifts auch weiterhin noch wiederholt in den Stephansdom zum Messefeiern gerufen wurde.