Buchanzeige: Thomas Wallnig, Critical Monks. The German Benedictines, 1680-1740 (Scientific an Learned Cultures and Their Institutions 25), Leiden/Boston 2019, XIII, 364 Seiten

Ordensgeschichte 2019-08-20

Kurzvorstellung von Stefan Benz auf Basis des Buchrückentexts Gelehrte aus dem Benediktinerorden fanden das Interesse der Aufklärungsforschung besonders dann, wenn sie durch Beiträge zur historischen Kritik als Speersitze katholisch-kirchlicher Wissenschaftspflege immerhin an den Rand des weiten Feldes der europäischen Aufklärungsbewegung platziert werden konnten. Um 1700 waren solche Gelehrte in Frankreich schon tätig, im deutschsprachigen Bereich und darüber hinaus nahmen sie innerhalb des Benediktinerordens damals gerade die Arbeit auf. Der Verfasser der umfangreichen Studie, bekannt durch sein mehrjähriges START-Projekt der Republik Österreich zu „Monastische Aufklärung und die Benediktinische Gelehrtenrepublik“ (2008 bis 2014) unternimmt es hier, dieses Aufklärungsnarrativ, Teil der großen westlichen Säkularisationserzählung, auf breiter Quellenbasis und zugleich im weiten Überblick über die Frühmoderne zu kontextualisieren und zu historisieren, also von den teleologischen Erwartungen der späteren Beurteiler zu trennen. Die Mönche waren vom Protestantismus und der zunehmenden binnenkatholischen Kritik am Mönchswesen eigentlich angeregt worden, ihre Lebensart und ihre wissenschaftlichen Traditionen zu bewahren und die Kontrolle über deren Bewertung zu behaupten. Berücksichtigt man diese Intention, wie sie der Verfasser sieht, scheiterten sie komplett – an der Mit- und Nachwelt, die sie schon im Heiligen Römischen Reich als antirömisch und national instrumentalisierte. Unfreiwillig wurden die Mönche zum Teil einer Aufklärung, die sich ihr nationales Projekt namens Deutschland erschrieb. Die umfangreiche Monographie leistet demnach nicht nur eine Rekonstruktion der Forschung, gespiegelt an den Gegebenheiten des 18. Jahrhunderts, sondern sieht den bisherigen Forscher*innen beim Schreiben zu – Niklas Luhmann beschreibt dies als Perspektive zweiter Ordnung.