Kolloquium des Freiburger DFG-Projektes “Making Mysticism. Mystische Bücher in der Bibliothek der Erfurter Kartause” im WS 19/20

Ordensgeschichte 2019-09-25

Das DFG-Projekt “Making Mysticism. Mystische Bücher in der Bibliothek der Erfurter Kartause” (www.making-mysticism.org) ist institutionell am Deutschen Seminar der Universität Freiburg (Projektleiter: Dr. Balázs J. Nemes) und an der Universitätsbibliothek Freiburg (Projektleiterin: Dr. Antje Kellersohn) angesiedelt. Das eigentliche Forschungsobjekt des Projektes bildet der um 1475 angelegte Bibliothekskatalog der Erfurter Kartause. Der Katalog ist für das Projekt von besonderer Bedeutung, weil er zwei Signaturengruppen mit den Buchstaben D und I enthält, die nach modernem Sprachgebrauch ‚mystische Literatur‘ umfassen – darunter auch Werke der sog. Deutschen Mystik (etwa Johannes Tauler) und der sog. Frauenmystik (etwa Mechthild von Magdeburg). Damit bietet der Erfurter Katalog die für mittelalterliche Verhältnisse wohl einmalige Gelegenheit, anhand historisch bezeugter Bücherbestände der Frage nachzugehen, wie sich ‚Mystik‘ als Ordnungsprinzip einer Bibliothek entwickelt hat und wie die Anfänge der (literatur-)historiographischen Kategorienbildung ‚mystisch‘ aussehen. Ziele des Projekts sind (1) die digitale genetische Edition der Signaturengruppen D, E, F, DF und I; (2) die virtuelle Rekonstruktion der entsprechenden Bücherregale der in alle Winde verstreuten Kartäuserbibliothek und (3) die umfassende wissenschaftliche Erforschung der projektrelevanten Signaturengruppen. Dadurch soll die Konstruktion einer Sammlung ‚mystischer Bücher‘ in der Kartause Erfurt nachvollzogen/nachvollziehbar gemacht und das Profil dieser Sammlung literatur-, bibliotheks-, philosophie- und theologiegeschichtlich sowie ein Stück weit auch wissenschaftshistorisch konturiert werden.

Dieses Programm wird von einer interdisziplinär besetzten mediävistischen Forschergruppe realisiert, die mit dem für die digitale Umsetzung der Forschungsinhalte zuständigen IT-Mitarbeiter eng zusammenarbeitet. In Kooperation mit der Abteilung eScience der Universitätsbibliothek Freiburg wollen wir ein Portal mit einer fachspezifischen, webbasierten kollaborativen Arbeitsumgebung aufbauen. Es ermöglicht, einerseits die Genese einer Bibliothek mit ‚mystischen Büchern‘ nachzuzeichnen, andererseits den Prozess des ‚Making Mysticism‘ durch die Bibliothekare auf den verschiedenen Ebenen der als Text- und Deutungsraum begriffenen Bibliothek zu entschlüsseln.

Kartäuser – Mystik – Bibliotheksordnung/Lektürepraxis – Digital Humanities. Diese vier Säulen des DFG-Projektes sind auch die Referenzpunkte unserer Kolloquiumreihe, vgl. [MM] Making Mysticism_Kolloquium_WS 2019/20. Die eingeladenen Referentinnen und Referenten bedienen sie mit ihren je eigenen Forschungsgegenständen, methodischen Zugängen und Fragestellungen.