Mystische Bücher in der Bibliothek der Kartause Erfurt im Spiegel ausgewählter Signaturengruppen des Standortkatalogs – Betaversion der Digitalen Edition

Ordensgeschichte 2020-11-04

Das Freiburger DFG-Projekt ‚Making Mysticism. Mystische Bücher in der Kartause Erfurt‘ (Projektleitung: Antje Kellersohn und Balázs J. Nemes) geht der Frage nach, wie sich die (literatur-)historiographische Kategorie ‚Mystik‘ zur historischen Ordnungskategorie theologia mystica verhält. Der Bibliothekskatalog der Erfurter Kartause St. Salvatorberg (Erfurt, Bistumsarchiv, Hs. Hist. 6), der um 1475 entstand und hauptsächlich bis in die 1520er Jahre erweitert wurde, bietet die Gelegenheit, anhand historisch bezeugter Bibliotheksbestände und der Ordnung, nach der sie verzeichnet sind, den Anfang der Kategorienbildung ‚Mystik‘ zu untersuchen (zum Anliegen des Projektes siehe jetzt Marieke Abram/Gilbert Fournier/Balázs J. Nemes, Making Mysticism. Theologia mystica als historische Kategorie der Wissensordnung in der Katalogisierungspraxis der Erfurter Kartause, in: Andreas Speer/Lars Reuke (Hg.), Die Bibliothek. Denkräume und Wissensordnungen, Berlin 2020, S. 621-655).

Der Katalog stellt kein einfaches Bestandsverzeichnis dar. Vielmehr sind die Bücher programmatisch einzelnen Signaturengruppen zugeordnet, wobei das Programm einer spirituellen Selbstvervollkommnung in den Einleitungen zu den Signaturengruppen entwickelt wird. Die für die Untersuchung der (literatur-)historiographischen Kategorie ‚Mystik‘ besonders relevanten Signaturengruppen sind die Gruppen D, DF, E, F und I, die Bücher zur theologia mystica und zu revelationes enthalten. Weil sie im Fokus des Projektes stehen, wurden sie für eine digitale, genetische Neuedition ausgewählt.

Einen ersten Einblick in die Möglichkeiten, die die zukünftige Neuedition bietet, gewährt die jetzt schon vorliegende, von Marieke Abram, Susanne Bernhardt und Gilbert Fournier herausgegebene Betaversion mit der Edition der Signaturengruppen D und I.