Franz Fuchs: Johann Baptist Kraus in Paris (1721-1723). Zu den Anfängen des ‚Maurinismus’ in Bayern
Frobenius Forster 2013-10-30
Johann Baptist Kraus in Paris (1721-1723). Zu den Anfängen des ‚Maurinismus’ in Bayern. Abstract des Vortrags von Franz Fuchs (Würzburg) bei der Tagung „Netzwerke gelehrter Mönche. St. Emmeram im Zeitalter der Aufklärung“, Regensburg, 21./22. September 2012
Als erster bayerischer Benediktiner wurde der St. Emmeramer Mönch Johann Baptist Kraus im Mai 1721 zur Ausbildung nach Saint-Germain-des-Prés in Paris geschickt, um dort einen zweijährigen theologischen Kursus zu besuchen. Vor allem aber sollte er von den berühmten französischen Gelehrten in biblischen Sprachen und den „Historischen Hilfswissenschaften“ ausgebildet werden. Im Vortrag sollen die an verstecktem Ort überlieferten und bislang von der Forschung übersehenen Briefe vorgestellt werden, welche der „Austauschschüler“ aus Paris an den Prior seines Heimatkonventes geschrieben hat. Diese Schreiben liefern nicht nur detaillierte Informationen zum Schulbetrieb in einem erstrangigen Bildungszentrum, sondern sie belegen auch die Ängste und Schwierigkeiten des jungen Mönchs, der zunächst noch ohne Kenntnis der französischen Sprache allein in ein ihm völlig fremdes Umfeld versetzt wurde. In Paris gewann der junge Regensburger bald das Vertrauen des berühmten Gelehrten Bernard de Montfaucon (1655-1741), der ihn sogar „Madame“, der berühmten Liselotte von der Pfalz, vorstellte; auch nach seiner Rückkehr nach Regensburg blieb Kraus mit ihm in Korrespondenz.
Als Großcellerar und Fürstabt sollte Johann Baptist Kraus, der ein sehr umfangreiches literarisches Werk hinterlassen hat, die Geschichte St. Emmerams im 18. Jahrhundert ganz wesentlich prägen. Sein 20-jähriger Abbatiat (1742-1762) führte zum letzten „Goldenen Zeitalter“ des Reichsstifts.“
Prof. Dr. Franz Fuchs
Prof. Dr. Franz Fuchs ist Inhaber des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Würzburg.