Thomas Emmerig: P. Sebastian Prixner OSB (1744–1799)

Frobenius Forster 2013-10-30

P. Sebastian Prixner OSB (1744-1799). Ein Beitrag von Thomas Emmerig (Regensburg) anlässlich des Pontifikalamts zu Ehren des hl. Emmeram und der Geistlichen Serenade mit Musik aus St. Emmeram am 22. September 2012 um 18 Uhr in der ehemaligen Stiftskirche St. Emmeram im Anschluss an die Tagung „Netzwerke gelehrter Mönche. St. Emmeram im Zeitalter der Aufklärung“, Regensburg, 21./22. September 2012. 

Die Musikauswahl für das Pontifikalamt und die anschließende Geistliche Serenade am 22. September 2012 um 18 Uhr in St. Emmeram und eine Einführung von David Hiley (Regensburg) finden Sie hier:  http://frobeniusforster.hypotheses.org/musik

Messe G-Dur von P. Sebastian Prixner OSB, erste Seite der Sopranstimme

Wohl zum ersten Mal seit zweihundert Jahren erklingen heute Sätze aus der Messe G-Dur von P. Sebastian Prixner OSB, Mönch in St. Emmeram. Zu Gehör kommen außerdem drei Orgelstücke aus seiner Orgelschule von 1789.

 

Pater Sebastian Prixner OSB (1744–1799)

von Thomas Emmerig

Sebastian Prixner wurde am 14. Oktober 1744 als zweiter Sohn des Klosterrichters der Benediktinerabtei Reichenbach in der Oberpfalz geboren und erhielt den Taufnamen Peter. Ab 1756 „studierte [er] zu Regensburg und erlernte in der Präbende des Reichsstiftes zum heil[igen] Emeram daselbst die Musik“. Am 30. Oktober 1763 wurde er als Kapitular Frater Sebastian in das Kloster St. Emmeram aufgenommen, „da er ausgezeichnet gut die Orgel spielte, in der theoretischen Tonkunst sehr erfahren war, auch sich durch wissenschaftliche Kenntnisse auszeichnete“.[1] Zum Abschluss seiner Studien, denen er sich im Kloster gewidmet hatte, verteidigte Prixner 1768 zusammen mit Joachim Baumann und Augustin Lex von St. Emmeram sowie Placidus Drummond vom Schottenkloster St. Jakob in der Klosterkirche 72 „Positiones Theologic[as] De Actibus humanis; de vitiis & peccatis; de Incarnatione“.[2] Am 6. November 1768 feierte er seine Primiz.

Bereits 1769 wurde Prixner durch Abt Frobenius Forster – ebenso wie später 1780/81 – als Beichtvater und Präses der Dreifaltigkeitsbruderschaft nach Haindling geschickt. 1770 übernahm er von P. Coelestin Steiglehner für eine erste Periode bis 1784 die Leitung der klösterlichen Musikpräbende, mit der in Personalunion das Amt des Chorregenten verbunden war. Im Mai 1772 wurde er zudem Pfarrvikar in Dechbetten als Nachfolger von P. Rupert Aign. Ab 1781 versah er bis zu seinem Tod die Ämter des Inspektors der Emmeramer Präbende und des Chorregenten mit einer Unterbrechung in den Jahren 1784–1786, in denen P. Willibald Schroek diese Tätigkeiten ausübte. „Das Studium der Musik war seine Lieblings-Beschäftigung bis zu seinem Tode.“[3] Prixner starb nach einem „sehr eingezogenen und der Welt ganz abgestorbenen klösterlichen Leben“[4] am 23. Dezember 1799. 

Insgesamt 23 Jahre lang leitete Prixner als Inspektor das Seminar von St. Emmeram und unterrichtete die Seminaristen am Klavier und an der Orgel. Während dieser Zeit schrieb er – zunächst wohl nur zum eigenen Gebrauch – das Buch, das ihn bekannt machen sollte: „Kann man nicht in zwey, oder drey Monaten / die Orgel / gut, und regelmässig schlagen lernen? / Mit Ja beantwortet, und dargethan / vermittelst einer Einleitung / zum Generalbaße. / Verfasst / für die Pflanzschule / des fürstlichen Reichsstiftes / St. Emmeram. Landshut, mit Hagenschen Schriften, 1789.“ Da sich die erste Auflage „geschwind vergriffen hatte“, erschien bereits im Jahre 1795 eine „zweyte, vermehrte Auflage“. Gleichzeitig mit seiner Tätigkeit als Inspektor der Emmeramer Präbende amtierte Pater Sebastian Prixner als Chorregent und hatte als solcher für das erforderliche Musikrepertoire zu sorgen. Dass er dafür auch eigene Kompositionen schuf, ist selbstverständlich; indessen ist der tatsächliche Umfang seines eigenen Œuvres heute nicht mehr feststellbar. Felix Joseph Lipowsky berichtet bereits in seinem Baierischen Musik-Lexikon aus dem Jahre 1811, „von seiner Hand [seien] noch verschiedene Kompositionen für die Kirche, worunter sich 9 Messen im vierstimmigen Gesange, viele Phantasien für die Orgel [...] befinden, im M[anuskripte] vorhanden“.[5] Wolfgang Joseph Emmerig berichtet 1834 von „10 Messen für 4 Singstimmen mit Begleitung des Violons und Violoncells samt vielen Introitus, Gradualien, Offertorien pro Dominicis Adventus, Quadragesimae, Dominica Passionis et Hebdomada sancta“.[6] August Pirmin Lindner nennt darüber hinaus 1880 „verschiedene Antiphonen für den Choralgesang“.[7]

Tatsächlich sind beim gegenwärtigen Stand der Forschung neben den Beispielen in der Orgelschule gerade drei Kompositionen als von Sebastian Prixner stammend nachweisbar. Das einzige Werk von nennenswertem Umfang ist die Missa G-Dur, die im alten Notenbestand der Heiligen Kapelle von Altötting in einer Kopie von ca. 1790 erhalten blieb.


  1. Felix Joseph Lipowsky, Baierisches Musiklexikon, München 1811, Nachdruck Hildesheim 1982, S. 257.
  2. Conciliorum Ratisbonensium Brevis Recensio ex Antiquis Monumentis Adornata a P. Joan. Bapt. Enhueber, O.S.B. ad S. Emmeramum Ratisbonae ac p. t. ibidem Theologiae Professore. Accedunt in fine Propositiones Theologicae, Quas in Principali ac Immediata Ecclesia ad S. Emmeramum defendent RR. FF. Placidus Drummond, O.S.B. in celeberrimo ac Pontificio Monasterio ad S. Jacobum, Sebastianus Prixner, Joachimus Baumann, & Augustinus Lex, ejusdem Ordinis ad S. Emmeramum professi. Permissu Superoirum Anno Domini MDCCLXVIII.
  3. Lipowsky, S. 257.
  4. Wolfgang Joseph Emmerig, „Historische Notizen über das Seminar St. Emmeram in Regensburg (1793–1834)“, mit Anmerkungen und einer zeitgenössischen biographischen Skizze hg. von Thomas Emmerig, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 122 (1982), S. 311–336, hier S. 326.
  5. Lipowsky, S. 257.
  6. W. J. Emmerig, S. 326.
  7. August Pirmin Lindner, Die Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benediktiner-Ordens im heutigen Königreich Bayern vom Jahre 1750 bis zur Gegenwart, Regensburg 1880, Bd. I, S. 64.

Dr. Thomas Emmerig

Dr. Thomas Emmerig, geboren 1948, studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Regensburg. 1985 Promotion. 1978–1997 Tätigkeit als Verlagslektor und als Redakteur der Zeitschrift Musiktheorie. Seit 1999 selbständiger Buchhersteller und freier Autor. Neben vielen eigenen Kompositionen legte er als Autor und Herausgeber zahlreiche musikwissenschaftliche Bücher und Aufsätze sowie literarische Veröffentlichungen vor. Zuletzt veröffentlichte er Musikgeschichte Regensburgs (Regensburg 2006) und Regensburger Verlagsbuchhandlungen als Musikverlage (1850–1950) (Tutzing 2007) und gab Monographien über die Komponisten Max Jobst (Tutzing 2010) und Heinrich Simbriger (Regensburg 2012) heraus.

 


Pontifikalamt und Geistliche Serenade: Die Musikauswahl für das Pontifikalamt und die anschließende Geistliche Serenade am 22. September 2012 um 18 Uhr in St. Emmeram und eine Einführung von David Hiley (Regensburg) finden Sie hier:  http://frobeniusforster.hypotheses.org/musik