Letzte Lorscher Handschrift online

Bibliotheca Laureshamensis ‒ digital: Blog 2015-12-22

Als letztes der Manuskripte aus dem Lorscher Handschriftenerbe nach Bernhard Bischoff und Hartmut Hoffmann (s. Projektbeschreibung) ist Mitte November der Codex Laureshamensis (diplomaticus) im neuen Internetportal Archivum Laureshamense – digital online gegangen. Der Ende des 12. Jh. angelegte Codex ist sozusagen das Urkundenbuch des Klosters Lorsch und hat allein alle bekannten Urkunden vom 8. bis zum 12. Jahrhundert aus Lorsch in regestenartiger Kopialüberlieferung bewahrt. Besonders interessant ist er für die historische Topographie und Regional- und Heimatgeschichte, u.a. da er für zahlreiche Ortschaften in Süd- und Westdeutschland die Ersterwähnungen bietet. In unserem Schwesterportal wurde der Codex Laureshamensis für das wissenschaftlich sowie das allgemeiner interessierte Publikum mit der maßgeblichen Edition und deutschen Übersetzung verlinkt, und die im Codex genannten Orte wurden über ein alphabetisches Register und in interaktiven Karten erschlossen.

 

Würzburg, Staatsarchiv, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 72 “Codex Laureshamensis” Lorsch, ca. 4. Viertel 12. Jh.

 

 

 

Der Codex Laureshamensis entstand im Lorscher Skriptorium und bietet als Einführung zum Kopialbuch auch eine Hauschronik des Klosters. Aus der Bibliotheca Laureshamensis – digital verlinken wir – im letzten Projektschritt – auf die Präsentation im Archivportal. Damit sind nun alle im Projekt anvisierten Handschriften in digitalen Reproduktionen online zugänglich und wissenschaftlich erschlossen. Insgesamt sind 331 Codices, Faszikel und Fragmente, die sich über 309 Signaturen in 73 Bibliotheken, Archiven und Museen in Europa und den USA verteilen, aufgenommen worden. Dabei handelt es sich um 287 (mehr oder weniger vollständig erhaltene) Handschriften, die in 208 Codices bzw. Bänden, einem Rotulus und 78 Faszikeln vorliegen, sowie 43 Fragmente und eine Elfenbeintafel von einem ehemaligen Bucheinband. 277 Handschriften gehen auf die Zuweisung Bischoffs zurück, 54 auf die Hoffmanns. Insgesamt umfasst die Virtuelle Klosterbibliothek Lorsch nahezu 75.000 Bilddateien.

Über den eigentlichen Projektrahmen hinaus wurden Manuskripte, deren Zuweisung an Lorsch nicht auf Bischoff oder Hoffmann beruht, in einer separaten Liste mit Weiteren Handschriften zusammengestellt, die auch zukünftig nach externen Meldungen fortgeführt werden soll. Auch hier konnten zu zahlreichen Handschriften Digitalisate bereitgestellt werden. Des Weiteren wurde der Buchschmuck detailliert in der Bilddatenbank heidICON erschlossen. Schließlich wird, das Projekt abrundend, im kommenden Jahr der Katalog der erhaltenen Handschriften aus Bibliothek und Skriptorium des ehemaligen Klosters Lorsch bei Harrassowitz im Druck erscheinen. Neben den Handschriftenbeschreibungen, die als PDF-Dateien in jeder Handschriftenpräsentation und über die Projektdatenbank bereits zugänglich und verregistert sind, wird hier einleitend eine ausführliche Darstellung der Forschungsgeschichte und des Forschungsstandes zum Lorscher Handschriftenerbe geboten werden.

Das gesamte Projektteam der Universitätsbibliothek Heidelberg bedankt sich bei seinen großzügigen Förderern, der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen unter ihrem Direktor Karl Weber und dem Museumszentrum Lorsch unter der Leitung von Dr. Hermann Schefers, sowie allen Partnerinstitutionen und Privatpersonen, die das Projekt mit Digitalisaten und Hinweisen zur Katalogisierung unterstützt haben und ohne deren Hilfe es nicht zu einem erfolgreichen Abschluss hätte geführt werden können. Wir hoffen, dass die Virtuelle Klosterbibliothek Lorsch zur weiteren Erforschung der mittelalterlichen Schrift- und Bibliotheksgeschichte einlädt wie auch beim Stöbern im spätantiken bis spätmittelalterlichen Buchbestand Freude bereitet und Interesse weckt.