“Lorscher Arzneibuch” zum UNESCO-Weltdokumentenerbe ernannt

Bibliotheca Laureshamensis ‒ digital: Blog 2013-10-31

sbbam_mscmed1Das „Lorscher Arzneibuch“ gilt als die älteste medizinische Handschrift des abendländischen Mittelalters. Schon lange der Öffentlichkeit und Forschung bekannt, wurde seine Bedeutung nun von der UNESCO durch die Aufnahme in das Register „Memory of the World“ bestätigt. Das „Lorscher Arzneibuch“ wurde Ende des 8. Jahrhunderts in der Klosterabtei Lorsch (seit 1991 UNESCO-Weltkulturerbe) geschrieben. Nach einer nachgetragenen Bücherliste (fol. 42v) war die Handschrift später im Besitz Kaiser Ottos III. (+ 1002) und gelangte über dessen Nachfolger, Heinrich II. (+ 1024), nach 1007 in die Bibliothek des Bamberger Domstifts. Heute wird sie in der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek Bamberg unter der Signatur Msc.Med.1 aufbewahrt.

Neben einer Sammlung von 482 Arzneimittelrezepten enthält der Codex eine bedeutende anonym verfasste Einleitung (foll. 1r-5r): zur Erlernung der Heilkunde wird das Lesen heidnischer Fachliteratur empfohlen und die Medizin als Geste der Nächstenliebe und Barmherzigkeit gerechtfertigt. Kranke Menschen zu heilen galt zu jener Zeit noch als ein Eingriff in Gottes Werk und widersprach somit der Haltung der Kirche. Die Handschrift gilt als „Meilenstein der Medizingeschichte“ und hat nun Anerkennung im Register „Memory of the World“ erhalten.

Ein digitales Faksimile des „Lorscher Arzneibuchs“ (Msc.Med.1) ist in den Digitalen Sammlungen der Staatsbibliothek Bamberg  und der „Kaiser-Heinrich-Bibliothek“ sowie natürlich in der Virtuellen Klosterbibliothek Lorsch online zu sehen.

Informationen zu weiteren Bamberger Handschriften aus der ehemaligen Lorscher Bibliothek finden Sie hier.

Weitere Informationen auf den Webseiten der UNESCO: