Kataloge der Grabdenkmäler im Schottenstift

Archiv des Schottenstifts 2014-10-07

Immer wieder ist das Archiv mit Anfragen zu Grabdenkmälern der Schottenkirche konfrontiert – sei es von Historikern, Kunsthistorikern oder Familienforschern. Nicht immer können diese zufriedenstellend beantwortet werden, da es in den seltensten Fällen Archivalien zu den Grabdenkmälern gibt. Das Schottenstift ist aber in der glücklichen Lage, über zwei im Druck erschienene Kataloge zu diesem Thema zu verfügen.

Die Kenotaphiographia Scotensis des P. Norbert Dechant stammt aus dem Jahr 1877 und ist nach wie vor die erste Anlaufstelle für Fragestellungen zu allen Grabdenkmälern und Inschriften im gesamten Bereich der Kirche und des Klosters. Ursprünglich in den Berichten und Mitteilungen des Alterthums-Vereines zu Wien erschienen, ist das Werk in vielen Bibliotheken als Sonderdruck vorhanden.

Norbert Dechant: Kenotaphiographia Scotensis, das ist Beschreibung aller Grabdenkmale, die sich noch jetzt im Bereiche der Stifts- und Stadtpfarrkirche zu U. L. F. bei den Schotten vorfinden (Wien 1877); ein Separatabdruck von: Norbert Dechant: Grabschriften in der Stadtpfarr- und Stiftskirche zu U. L. F. bei den Schotten, in: BMAW 17 (1877) 1–58 und Karl Lind: Nachträge zu den Grabschriften in der Schotten-Abtei in Wien, in: BMAW 17 (1877) 59–62.

Die Krypta und das sogenannte Mausoleum der Schottenkirche erfuhren in den Jahren 1959/1960 eine dringend notwendige Umgestaltung, bei der auch die noch vorhandenen Särge und Grabdenkmäler neu aufgestellt wurden. Aufschluss darüber gibt das Büchlein Die Schottengruft in Wien von Architekt Robert Kramreiter, das einen Katalog der Inschriften enthält.

Robert Kramreiter: Die Schottengruft in Wien. Grabstätte Heinrich Jasomirgotts und des Grafen Rüdiger von Starhemberg (Wien 1962).

Restexemplare dieses Werks können zu einem sehr erschwinglichen Preis noch immer im Klosterladen des Schottenstifts erworben werden. Im direkten Vergleich mit Dechants Katalog zeigt sich, dass in diesen knapp 80 Jahren aufgrund des klimatisch bedingten Verfalls durchaus ein gewisser Verlust zu beklagen war.

Doch auch die Kenotaphiographia Scotensis ist bei weitem nicht vollständig. Viele der Epitaphien waren bei ihrer Entstehung aufgrund des Abrisses des alten Klostergebäudes (inklusive des Kreuzgangs) und Neubaus in den Jahren bis 1832 schon nicht mehr vorhanden. Ein besonders wertvolles Hilfsmittel ist hier der im Stiftsarchiv aufbewahrte handschriftliche Tomus Epitaphiorum eines gewissen Franz Ernst Mayr aus dem Jahr 1774 – noch über 50 Jahre vor dem Abriss!

Franciscus Ernestus Mayr: Tomus Epitaphiorum Monasterii B. V. M. ad Scotos Viennae (s. l. 1774), Manuskript im Archiv des Schottenstifts (o. Sig.).

Darin finden sich nicht nur Abschriften (und teilweise Zeichnungen) aller Grabdenkmäler und Inschriften, die es bei den Schotten in der Kirche, in der Krypta, im Kreuzgang und an anderen Stellen zum Zeitpunkt des Abfassung gab, sondern auch die Abschrift einer Handschrift aus der Bibliothek der Fürsten Trautson aus dem Jahr 1630 – also noch aus der Zeit vor dem barocken Neubau der Schottenkirche – die weitere, schon im 18. Jahrhundert nicht mehr erhaltene Epitaphien nennt.

Tomus Epitaphiorum, fol. 43r

Eine ursprünglich deutlich kürzere Fassung dieses Artikels erschien am 10. Juni 2013 auf der Facebook-Seite des Archivs.