Archivbeschreibungen in Stiftsinventaren aus 1583 und 1683   #IAD15

Archiv des Schottenstifts 2015-07-01

Am heutigen 9. Juni ist der International Archives Day! Begangen wird dieser seit 2008 auf Initiative des Internationalen Archivrats (International Council on Archives, ICA).

Dem Anlass entsprechend sei an dieser Stelle heute die älteste Beschreibung unseres Archivs vorgestellt. Sie findet sich in einem Stiftsinventar aus dem Jahr 1583 (Scr. 70 Nr. 2), das nach dem Tod des Abtes Johann Schretel angelegt wurde. Die Überschrift „in dem gwölb darin die urkhundten unnd grundtbüecher ligen“ weist darauf hin, dass es einen eigenen sicheren Archivraum gab.     

Scr. 70 Nr. 2, fol. 51rScr. 70 Nr. 2, fol. 51r

Wie damals durchaus üblich, erfolgte die Aufbewahrung der meisten Archivalien in Schubladen: „Erstlich ain tisch mit ainer schubladt, darauff ain kasten mit vierzehen lädlen, darinen allerley geledigte schuldtbrieff, uhrkhundten unnd anndere schein, oben darauf sein acht tafelln zu den Wiennerischen grundtbuech gehörig. Mer ain alte almer mit neun lädln, darin inventarn auf des gottshaus pfarren, quittung umb bezalte weinzehendtcontribution und dergleichen.1 Diese Aufbewahrungsform ist im Schottenstift seit dem späten 15. Jahrhundert nachweisbar.  Bis zum heutigen Tag hat sich dieses Ordnungssystem (zumindest zum Teil) erhalten.

Hier zu sehen ist der erste von zwei Teilen der Beschreibung. Auf der folgenden Seite steht weiter: „Mer ain grosse almer mit vierundzwanzig ladlen und vier gstattln, darin allerlei uhrkhunden. Ain eiserne wolverwartte truehen, darin das pargeld und clainoder so inventirt worden. Item ain ladt so zu der bruederschafft St. Sewastian gehörig sein soll, wie solches der hoffmaister bericht hat.2 Im Archiv wurden also nicht nur die Archivalien sondern auch verschiedene Preziosen und das Bargeld aufbewahrt.

Dass die Situation nicht immer so ordentlich war, wie 1583 beschrieben, zeigt uns das ein Jahrhundert jüngere Stiftsinventar aus dem Jahr 1683 (Scr. 70 Nr. 9), das nach dem Tod des Abtes Johann Schmitzberger angelegt wurde.

Scr. 70 Nr. 9, fol. 4vScr. 70 Nr. 9, fol. 4v

Dort lesen wir: „In dem archiv, welches dem vernemmen und augenschein nach an dem gewölb nottwendig besser verwahret und versichert sein solle, befinden sich umb der erlidtenen fewersbrunst willen alle des gottshauses stüfftbrieff, privilegia, und päpstl. bullen in einer truchen, untereinander vermischet, und ohne inventario.3 – eine Beschreibung, die glücklicherweise nicht auf den heutigen Zustand des Archivs übertragen werden kann!

Die ursprünglich etwas kürzere Fassung dieses Artikels erschien in zwei Teilen am 13. November 2013 und am 3. März 2014 auf der Facebook-Seite des Archivs.

  1. Scr. 70 Nr. 2, fol. 51r.
  2. Scr. 70 Nr. 2, fol. 51v.
  3. Scr. 70 Nr. 9, fol. 4v.