150 Jahre Wiener Ringstraße und die Mariensäule im Konventgarten des Schottenstifts

Archiv des Schottenstifts 2015-07-01

Vor genau 150 Jahren, am 1. Mai 1865, wurde die Wiener Ringstraße offiziell von Kaiser Franz Josef eröffnet – ein Ereignis, dem heuer zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen in Wien gewidmet sind. Allgemein bekannt sein dürfte, dass ein Abschnitt dieser Ringstraße – der Schottenring – nach dem Schottenstift benannt wurde (bzw. nach dem ebenfalls nach dem Kloster benannten abgetragenen Schottentor).

Eine andere Konsequenz der Anlage der Ringstraße bzw. der Bebauung des Glacis für das Schottenstift war die Aufstellung der Mariensäule im Konventgarten des Schottenstifts im Jahr 1868. Bei dieser handelt es sich nämlich um die ehemalige Grenzsäule des Neudegger Lehens, die einst vor dem Burgtor der Wiener Stadtmauer stand.    

Das Neudegger Lehen umfasste Besitzungen in den Vorstädten St. Ulrich, Spittelberg und Schottenfeld im heutigen 7. (und zum Teil auch 8.) Wiener Gemeindebezirk und war 1694 vom Schottenstift erworben worden. Die Grenze des Lehens zur Stadt hin hatte am Glacis vor der Stadtmauer zunächst ein Steinmal und ab 1716 eine barocke Mariensäule markiert. Anlässlich der Errichtung des Äußeren Burgtors 1821–1824 und der damit einhergehenden Neuanlage der Alleen am Glacis, durch welche die alte Marienstatue den Flanierenden nun unvorteilhaft den Rücken zuwandte, entschloss sich Abt Andreas Wenzel dazu, eine neue Grenzsäule in Auftrag zu geben.

Diese 1825 errichtete Säule wurde von Pietro Nobile, dem Architekten des Äußeren Burgtors, klassizistisch entworfen: Über einem Sockel erhebt sich ein sich leicht verjüngender und durch ein Blattfries abgeschlossener Pfeiler, auf dem eine Statue der Gottesmutter mit dem Kind steht. Das Modell der Marienstatue stammte vom Bildhauer Johann Nepomuk Schaller. Die Säule wurde in Blansko in Mähren in Eisen gegossen, die Muttergottes anschließend schwarz angestrichen – daher auch die Bezeichnung „Schwarze Madonna“.

1868 wurde die Grenzsäule – wohl im Zusammenhang mit der bereits geplanten und schließlich 1871 begonnenen Errichtung des Naturhistorischen Museums – abgebaut und im Konventgarten des Schottenstifts neu aufgestellt, wo sie sich auch heute noch befindet.

MariensäuleLinks: Scr. 268/271 Nr. 3 k): Plan der Mariensäule (1825) Rechts: Photo der Mariensäule im Konventgarten (2015)

Mitte des 20. Jahrhunderts ließ Abt Hermann Peichl die Marienstatue vergolden. 2012 entschloss man sich jedoch dazu, im Zuge einer dringend notwendigen Restaurierung den ursprünglichen Zustand der Säule wiederherzustellen.

Anlässlich der Wiederaufstellung der restaurierten Mariensäule im Sommer 2013 erschien auf der Webseite des Schottenstifts eine ausführliche Darstellung von Kustos P. Augustinus Zeman über die Geschichte der Säule, ihre Materialbeschaffenheit und ihre Restaurierung.1

  1. Literatur zur Mariensäule: Franz Xaver Motloch: Die Marksäule vor dem Burgthore in Wien, und die Neudegger-Lehen, in: Berichte und Mitteilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 3 (1859) 118–125; Selma Krasa-Florian: Johann Nepomuk Schaller (Bild- und Sprachspiele 2, Innsbruck/Wien/Bozen 2009) 150–155 und 218f.