Gründung der Österreichischen Volkspartei 1945

Archiv des Schottenstifts 2015-07-01

Am 17. April 1945 wurde im Schottenstift die Österreichische Volkspartei (ÖVP) von Leopold Kunschak, Hans Pernter, Lois Weinberger, Leopold Figl, Julius Raab und Felix Hurdes gegründet.

Die sowjetische Rote Armee hatte zwar am 13. April Wien erobert, doch die Schlacht um Wien tobte außerhalb des Stadtgebiets noch weiter. Bereits am 8. April war in der Johanneskapelle und in der Aula des Schottenstifts ein Lazarett eingerichtet worden, in dem nicht nur die Bevölkerung sondern auch sowjetische Soldaten behandelt wurden. In dieser Situation öffnete Abt Hermann Peichl, der im österreichischen Ständestaat selbst Mitglied des Staatsrates gewesen war, die Räumlichkeiten der Prälatur für die ehemals christlichsozialen Politiker, die zum Teil eben erst von den Sowjets aus der Nazi-Haft befreit worden waren. In der Prälatur hatte sich noch kurz zuvor ein Wehrbauamt befunden, nachdem die deutsche Wehrmacht 1939 diesen und viele weitere Bereiche des Klosters beschlagnahmt hatte.

Die Gründung fand übrigens nicht, wie manchmal zu lesen ist, im Prälatensaal des Stifts sondern in einem anderen, dem Hof zugewandten Raum statt, wobei Details leider nicht mehr bekannt sind. Am ehesten in Frage kommen dafür der ehemalige Erste Empfangsraum (Abtwahlraum) oder der ehemalige Zweite Empfangsraum – es sind dies heute der Abt-Karl-Raum bzw. der Abt-Benno-Raum des Museums im Schottenstift.

Ihren 70. Gründungstag beging die ÖVP am heutigen 17. April 2015 mit einer vom Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn und Abt Johannes Jung zelebrierten Festmesse in der Schottenkirche und einem Festakt im Prälatensaal. Auf der Webseite der Tageszeitung „Der Standard“ findet sich dazu eine Photogalerie von Photograph Matthias Cremer mit Impressionen aus unseren Räumlichkeiten.