(Versuchter) Initialiendiebstahl

Archiv des Schottenstifts 2017-01-30

Heute werfen wir wieder einen Blick in die Inkunabelsammlung und fragen nach den Untaten von Benutzern früherer Zeiten.

So findet sich etwa in Ink. 285 (Hübl 303) ein rechteckiges Loch in fol. 1. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieses als trauriges Ergebnis des Einsatzes eines Messers im Buch, wurde doch die Initiale sauber herausgeschnitten. Solche herausgetrennten Miniaturen, Initialen und Ähnliches wurden dann beispielsweise als Lesezeichen verwendet oder auch verkauft.

Ink. 258 (Hübl 303), fol. 1Ink. 258 (Hübl 303), fol. 1 Codex Iustinianus (Venedig 1495)

Einen anders gelagerten Fall finden wir in Ink. 19 (Hübl 305), bei der es sich um den ältesten datierten Druck des Schottenstiftes handelt. Der Täter hatte hier auf fol. 39 bereits einige Schnitte erfolgreich ausgeführt, wurde dann aber doch von seiner Missetat abgehalten – ob vom Bibliothekar oder vielleicht gar seinem eigenen Gewissen, können wir heute nicht mehr sagen.

Ink. 19 (Hübl 305), fol. 39Ink. 19 (Hübl 305), fol. 39 Laktanz: Opera (Rom 1468)

Sollte es heute zu (mutwilligen) Beschädigungen durch Benutzerinnen oder Benutzer kommen, haften diese natürlich für den entstandenen Schaden – so „elegant“ wie Mr. Bean einst wird man sich jedenfalls nicht aus der Affäre ziehen können.