Pulkauer Knopfakten 1671

Archiv des Schottenstifts 2017-03-12

Mit Knöpfen haben die „Pulkauer Knopfakten“ nichts zu tun, zumindest nicht mit jenen, die sich an der Kleidung finden. Der Name rührt von der Turmkugel an Kirchtürmen (auch Turmknauf oder  -knopf genannt) her, die nicht selten als Zeitkapsel genützt wurde. Während des Baus deponierte man in der später verschlossenen Turmkugel gerne verschiedene Akten, wie beispielsweise Auszüge aus Geburtenregistern oder Aufzeichnungen zum Bau der Kirche, oder auch andere kleine Gegenstände, wie zum Beispiel Münzen.

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Die Pulkauer Michaelskirche fand sich nach den Schwedeneinfällen 1645 als Ruine wieder und wurde wahrscheinlich erst in den Jahren 1671 bis 1674 wieder aufgebaut. Zu diesem Zeitpunkt wurde die kleine blecherne Zeitkapsel in die Turmkugel gelegt. Aufgrund der darin enthaltenen Pergamentrolle ist bekannt, dass 1671 auch der Turm renoviert wurde. Auf der Rückseite sind die Namen von Personen, die für die Arbeiten gespendet hatten, aufgeführt. Dem Pergamentstreifen beigegeben hat man außerdem weitere Gegenstände, wie zwei kleine Kreuzchen, einen sogenannten Benediktuspfenning und einen Taler von 1623. Vielleicht sollte die Münze ähnlich einem Bauopfer funktionieren; die kleinen Kreuzchen und die Benediktusmedaille der Kirche oder auch demjenigen, der diese zur Aufbewahrung in der Turmkugel gestiftet hatte, Glück bringen. Oder aber der frühere Besitzer wollte auf diese Weise in der Geschichte verankert sein. Wann die Knopfakten der Turmkugel entnommen wurden und wann sie ihren Weg von der Pulkauer Pfarrkirche in das Archiv des Schottenstifts gefunden haben, ist nicht mehr feststellbar – dem Autor einer Pfarrgeschichte, Anton Reich, waren sie 1963 zumindest schon bekannt.1

  1. Anton Reich, Pulkau. Pfarrkirche St. Michael – Karner – Heiligblutkirche (Österreich-Reihe 195/197, Wien 1963) 19.