Sterbeeintrag und Gedenktafel für Johann Jakob von Marinoni
Archiv des Schottenstifts 2017-06-29
Unter jenen zahlreichen Personen, die über die Jahrhunderte hinweg in der Krypta des Schottenstifts bestattet wurden, findet sich auch der aus Udine gebürtige Johann Jakob von Marinoni (1676–1755), ein herausragender Mathematiker, Astronom und Geodät (Landvermesser) des 18. Jahrhunderts.
Als Hofmathematiker war er 1706 gemeinsam mit Leander Anguissola und Johann Lukas Hildebrandt an der Erstellung des berühmten Anguissola-Marinoni-Plans von Wien beteiligt, welcher erstmals auch die Vorstädte innerhalb des Linienwalls präzise aufnahm. 1719 plante Marinoni die Katastervermessung des Herzogtums Mailand, die als erste wissenschaftliche Vermessung eines Staates gelten kann. Seine bedeutendste Leistungen ist vermutlich jedoch die Weiterentwicklung des geodätischen Messtisches, der in seiner verbesserten Form ein schnelleres und genaueres Arbeiten ermöglichte.
Auch in der Plansammlung des Archivs des Schottenstifts findet sich ein Werk Marinonis: eine Aufnahme der Besitzungen des Klosters in und um Breitenlee (heute im 22. Wiener Gemeindebezirk), die gerade in den letzten Jahren wiederholt das Interesse der Forschung geweckt hat.
Da Marinoni im Pfarrgebiet der Schottenpfarre wohnte, wurde sein Tod am10. Jänner 1755 in den Matriken der Pfarre vermerkt.
PfA Schotten Stb 8Der Eintrag zum 12. Jänner 1755 im entsprechenden Sterbebuch, das heute im Stiftsarchiv aufbewahrt wird, lautet: „Dem hochedlgebohrnen herrn Johann Jacob Edler von Marinoni, römischer kayserlicher Mayestät rath, auch hoff mathematicus und erster director der kayserlich königlichen ingenieur academie, aus dero eigener behausung auf der Mölcker pastey, in unser krufften begraben worden, alt 79 jahr.“
PfA Schotten Stb 8, fol. 309rBislang erinnerte in der Krypta nichts an diese hier bestattete bedeutende Persönlichkeit. Vor Kurzem wurde jedoch eine vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen finanzierte Gedenktafel angebracht.
Gedenktafel für Johann Jakob von Marinoni in der Krypta des SchottenstiftsEinen Bericht über die Enthüllung der Gedenktafel, der auch weitere Details zu Leben und Werk Marinonis enthält, gibt es auf der Website des Schottenstifts.
Das Matrikelbuch mit dem Sterbeeintrag Marinonis kann noch bis Ende September 2017 im Museum im Schottenstift besichtigt werden. Der Zugang erfolgt über den Klosterladen (Freyung 6, 1010 Wien).