Fast befriedigende Matura am Schottengymnasium

Archiv des Schottenstifts 2017-06-29

In den nächsten Tagen stöhnen wieder Schülerinnen und Schüler am Schottengymnasium wie in ganz Österreich bei der mündlichen Matura. Denjenigen, die einen Antritt in Latein wagen, mag als Trost dienen, dass man früher nicht nur Übersetzungen vom Lateinischen ins Deutsche anfertigen musste, sondern auch umgekehrt. Das machte auch dem jungen Karl Hübl 1885 bei der schriftlichen Matura am Schottengymnasium zu schaffen: Den deutsch-lateinischen Prüfungsteil beurteilte sein Prüfer nur als fast befriedigend. P. Hugo Mareta, der die Prüfungen in Latein und Deutsch abnahm, war von 1856 bis 1902 längstdienender Lehrer des Schottengymnasiums und konnte sich daher wohl eine kreativere Benotung erlauben.

Schriftliche Maturaarbeit (deutsch-lateinisch) von Karl Hübl (1885)Schriftliche Maturaarbeit (deutsch-lateinisch) von Karl Hübl (1885)

In der mündlichen Prüfung konnte sich sein Schüler dann offensichtlich des „Fast“ entledigen: Wie im Zeugnis vom 2. Juli 1885 zu lesen ist, schloss Hübl die Latein-Matura schließlich doch noch mit einem Befriedigend ab. 

Maturazeugnis von Karl Hübl (1885)Maturazeugnis von Karl Hübl (1885)

Bleibt die Frage, warum die schriftliche Maturaarbeit des jungen Karl heute im Stiftsarchiv aufbewahrt wird? Nun, Karl trat noch im gleichen Jahr als Novize unter dem Ordensnamen Albert ins Schottenstift ein und wurde hier in der Folge Lehrer, Bibliothekar sowie Archivar; ab 1919 war er außerdem Direktor des Schottengymnasiums. Wohl in dieser Funktion sicherte er sich die eigene Maturaarbeit als privates Erinnerungsstück, weshalb sie heute in seinem Nachlass im Stiftsarchiv zu finden ist.

Mehr zu P. Albert Hübl gibt es bald an dieser Stelle.