Penicillium und Aspergillus. Dekontaminierungsaktion Inkunabelsammlung

Archiv des Schottenstifts 2017-06-29

In diesen Tagen wurde im Rahmen einer großangelegten Dekontaminierungsaktion dem (überwiegend inaktiven) Schimmelbefall in der Inkunabelsammlung zu Leibe gerückt. Nachdem vor einiger Zeit im Zuge der Anbringung von Buchschuhen und Schubern an den Inkunabeln einige Fälle von altem Schimmelbefall festgestellt wurden, konnte nun endlich die konservatorische Bearbeitung der kontaminierten Bücher durch Restauratorin Dr. Bettina Dräxler beginnen. Dies ist notwendig, da auch inaktive Schimmelpilze unter günstigen Bedingungen – zum Teil Jahrzehnte später – wieder aktiv werden und damit weitere Schäden hervorrufen können. Ebenso können angrenzende Bücher ebenfalls kontaminiert werden. Nicht zuletzt stellen Schimmelpilze auch ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, weshalb die betroffenen Inkunabeln von der Benutzung ausgeschlossen werden mussten. Aufgrund der größeren Anzahl der zu behandelnden Bände (ca. 30 Stück), erschien es pragmatischer, die Dekontaminierung direkt vor Ort durchzuführen. Auch Archivmitarbeiterin Larissa Rasinger durfte dem Restauratorenteam nach einer kurzen Einschulung dabei zur Hand gehen. 

Die bisher zur Isolation in Seidenpapier verpackten Bände wurden zunächst sowohl außen als auch zwischen den einzelnen Blättern mit einem Spezialstaubsauger mit HEPA-Filter abgesaugt. Nach dem Absaugen verbliebene Auflagen wurden – wo möglich – zusätzlich mit einem Latexschwämmchen abgetragen. Anschließend wurden die betroffenen Stellen mit Ethanol behandelt, um den Schimmel abzutöten, und die Bücher danach zum Trocknen aufgestellt. Handschuhe und Atemmasken sind bei solchen Arbeiten aufgrund der gesundheitsgefährdenden Wirkung der Sporen Pflicht. In Ermangelung eines geeigneten Manipulationsraums wurden die Arbeiten im Handschriftenarchiv durchgeführt, weshalb die übrigen im Raum befindlichen Bibliotheksbestände mit Folien vor einer Kontaminierung geschützt wurden.

Neben der Dekontaminierung des Schimmels konnte durch die Reinigung zum Teil auch der optische Eindruck befallener Seiten wieder verbessert werden. Verfärbungen des Papiers – wie beispielsweise violette, grüne und gräuliche Flecken – entstehen durch Stoffwechselprodukte der Mikroorganismen und können leider nicht mehr entfernt werden. Allerdings ist für stark geschädigte Bücher, bei denen durch den Befall beispielsweise bereits eine Schwächung der Papiersubstanz eingetreten ist, in einem zweiten Schritt eine zusätzliche Restaurierung in der Restaurierwerkstätte außer Haus geplant. Den mikroskopischen Übeltätern aber – Penicillium und Aspergillus – ist nun jedenfalls der Garaus gemacht.