Tierische Entdeckungen
Archiv des Schottenstifts 2019-10-04
Ab der diesjährigen Langen Nacht der Museen am 5. Oktober 2019 gibt es einen neuen fokussierten Rundgang im Museum im Schottenstift. In allen Räumen des Museums können tierische Entdeckungen gemacht werden, ziehen sich die animalischen Spuren doch durch alle Sammlungsbereiche des Klosters. Man findet sie nicht nur auf Gemälden, sondern auch auf Möbeln, Münzen und liturgischen Geräten. Tiere begegnen als Akteure wie auch als Statisten, als Allegorie wie auch als dekoratives Beiwerk.
Mittels eines speziell gestalteten Plans des Museums lassen sich einzelne Tiere nun ganz gezielt in ausgewählten Objekten entdecken, interpretieren oder schlicht und einfach bestaunen. Ergänzend informieren kurze Texte über die Bedeutung von Tieren auf Tierstücken und Stillleben, in Landschaften, konkret auf dem Schottenaltar, in Tierporträts sowie als Skulpturen.
Ergänzt wird der Rundgang in den nächsten Monaten durch mehrere Objekte aus dem Archiv und der Bibliothek des Schottenstifts, die an dieser Stelle ebenfalls präsentiert werden sollen:
Zwei etwas rüde Affen treiben in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts ihr Unwesen. Diese enthält die biblischen Bücher des Neuen Testaments, in der Initiale abgebildet ist der Evangelist Matthäus.
Cod. 100 (Hübl 89), fol. 1r (Ausschnitt) Novum Testamentum (15. Jh.).Zum privaten Gebrauch war dieses kleinformatige Gebetsbuch in deutscher Sprache aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bestimmt. Tierdarstellungen zieren fast alle Blätter des schmalen Bandes – hier etwa sind zwei Füchse abgebildet.
Cod. 686 (Hübl 735), fol. 77r Deutschsprachiges Gebetsbuch (17. Jh.).Die Druckermarke des Venezianer Buchdruckers Giovan Battista (de) Sessa (Iohannes Baptista Sessa) zeigt eine Katze mit einer Maus im Maul. Bereits seit der Antike galt die Katze als Symbol für die Freiheitsliebe. Durch ihre Verwendung deutete der Drucker seine Ablehnung obrigkeitlicher Eingriffe in seine Tätigkeit und versuchter Zensur an.
Ink. 323 (Hübl 372), fol. 40v Domitius Palladius: Epigrammata libelli (Venedig, 1498). Druckersignet des Giovan Battista (de) Sessa.Neben einem alten Handschriftenfragment ist im Vorderdeckel dieser gedruckten Predigtsammlung auch die Federzeichnung eines unbekannten Zeichners eingeklebt. Die Darstellung eines Dromedars weist eine durchaus beachtliche Qualität auf.
Ink. 76 (Hübl 193), VDS Franz von Meyronnes: Sermones de tempore (Venedig, 1491/92). Federzeichnung.Im Biblisch Vogelbuch (Ornithobiblia) des evangelischen Geistlichen Hermann Heinrich Frey werden alle Vögel und anderen fliegenden Tiere, die in der Bibel vorkommen, mit Schriftzitaten und Auslegungen von Kirchenvätern und evangelischen Theologen behandelt. In der Vitrine im Museum ist die Tierenzyklopädie aufgeschlagen bei den Abschnitten zum Schwan und zum Wiedehopf.
StiB 36.c.25, fol. 122v/123r Hermann Heinrich Frey: Biblisch Vogelbuch (Leipzig, 1595).Der Empfänger dieses vom kaiserlichen Hofpfalzgrafen Maximilian Hundt von Lautterbach ausgestellten Wappenbriefs ist ein Georg Haybeckh, der als Fischkäufer zu Straubing identifiziert wird. Sein Wappen enthält daher zwei voneinander abgewendete Fische, in der Heraldik meist als Barben bezeichnet.
Scr. 74 H.) Nr. 27 (Ausschnitt) Wappenbrief für Georg Haybeckh (19. Februar 1642).Prachtvoll ist das Reitersiegel Herzog Rudolfs IV. von Österreich auf dieser Privilegienbestätigung für das Schottenkloster – und es weist mit dem Pferd selbstverständlich auch eine Tierdarstellung auf!
Urk 1360-07-14 Reitersiegel Herzog Rudolfs IV.Die beschriebenen Objekte aus Archiv und Bibliothek des fokussierten Rundgangs „Tierische Entdeckungen“ können von 5. Oktober 2019 bis 8. Februar 2020 im Museum im Schottenstift besichtigt werden. Der Zugang erfolgt über den Klosterladen (Freyung 6, 1010 Wien).